Nach Nierentransplantation
Eine Therapie mit Sirolimus bringt im Vergleich zur Standardtherapie ein deutlich geringeres Krebsrisiko mit sich. Mehrere aktuelle internationale multizentrische Studien als auch eine deutsche monozentrische Studie belegen diesen Effekt bei Nierentransplantatempfängern.
Die nach einer Nierentransplantation notwendige Immunsuppression geht mit einem erhöhten Risiko an Tumorerkrankungen einher. Vor allem Hauttumoren vom nicht melanozytären Typ („non-melanoma skin
cancer“, NMSC) wie Plattenepithelkarzinome und Basalzellkarzinome stehen einer langfristig erfolgreichen Transplantation und einem langfristigen Patientenüberleben entgegen.
Im Vergleich zur konventionellen Calcineurin-Inhibitor (CNI)-basierten Triple-Immunsuppression konnte in einigen Registerarbeiten und klinischen Studien unter einer Therapie mit Inhibitoren des
„mammalian target of rapamycin“ (mTOR) eine niedrigere Inzidenz von Hauttumoren gezeigt werden. „Der Einsatz von mTOR-Inhibitoren scheint vor allem bei der Vermeidung von (rezidivierenden)
Hauttumoren erfolgversprechend“, so Dr. med. Mirian Opgenoorth und Prof. Dr. med. Christian Hugo, beide Dresden, in ihrem Beitrag „Tumoren nach Nierentransplantation“ in „Der Nephrologe“ 2012.
Eine aktuell im „New England Journal of Medicine“ publizierte französische Multizenterstudie konnte bei 120 Patienten mit Hautkrebs-Dia-gnose hinsichtlich der Tumorinzidenz unter Sirolimus
positive Effekte nachweisen.
Inzidenz neu auftretender NMSC-Tumoren deutlich niedriger
Der Studie zufolge betrug im Vergleich zur fortgesetzten Therapie die Neubildungsrate von Tumoren unter Sirolimus nach zwei Jahren 22 Prozent gegenüber 39 Prozent bei einer zeitlichen Verzögerung
von 15 gegenüber sieben Monaten. In einer weiteren, weltweiten Studie wurden 86 Nierentransplantierte entweder mit Sirolimus therapiert oder erhielten weiter CNI. Die Inzidenz neu auftretender
NMSC-Tumoren war in der Sirolimus-Gruppe der Therapie mit 1,31 deutlich niedriger als in der CNI-Gruppe mit 2,48. Auch in einer früheren monozentrischen deutschen Studie entwickelten unter
Sirolimus von 16 auswertbaren Patienten 15 kein NMSC. Dagegen wurde bei etwa 50 Prozent der Patienten unter Standardtherapie ein NMSC neu diagnostiziert.
Die besondere Bedeutung einer frühen Initiierung einer Sirolimus-basierten Therapie bei Patienten mit invasiven Plattenepithelkarzinomen unterstreicht die aktuellste der vorliegenden Arbeiten. In
dieser Studie mit 155 Patienten aus Großbritannien und den Niederlanden erfolgte die Intervention sehr spät nach Transplantation (im Durschnitt nach 18 Jahren).
Entsprechendes Nebenwirkungsmanagement empfohlen
Im Ergebnis zeigt sich nach einem Jahr unter Sirolimus-Therapie ein deutlicher, nach zwei Jahren aber nur noch abgeschwächter Vorteil einer solchen Therapie.
In allen Untersuchungen war die Nierenfunktion unter der Behandlung mit Sirolimus stabil und sogar leicht besser. Transplantatabstoßungen wurden nicht beobachtet. Aufgrund potenziell zu
erwartender spezifischer Nebenwirkungen im Rahmen der mTOR-Therapie wird ein entsprechendes Nebenwirkungsma‧nagement empfohlen. Ein individueller Therapieansatz mit Sirolimus erscheint in Bezug
auf die Neubildung von NMSC-Tumoren von Vorteil.
So äußerten sich bereits 2006 zum Thema Hauttumoren nach Organtransplantation in der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift“ die Autoren Hackethal et al.: „Für Sirolimus konnte bei gleichzeitiger
immunsuppressiver Wirkung die Hemmung von Tumorwachstum und die Blockierung unterschiedlicher, die Entstehung von Hauttumoren betreffender UV-induzierter Mechanismen nachgewiesen werden.“
Entsprechende Studien in vergleichbarer Quantität und Qualität liegen für andere mTOR-Inhibitoren nicht vor. Die Datenlage untermauert daher die bisherigen Empfehlungen zum praxisnahen Einsatz
von Sirolimus. red