Wunddebridement
Dr. med. univ. Martin Dörler von der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum stellt eine neue Methode zum Debridement von Wunden vor: die
Plasmatechnologie.
Die Abtragung von avitalem Gewebe, Nekrosen, Belägen und/oder Fremdkörpern bis in intakte anatomische Strukturen – Debridement – wird als essentieller Bestandteil der lokalen Wundbehandlung
angesehen. Das ideale Debridement-Instrument sollte dabei einfach zu handhaben, schnell, präzise, sicher und effizient sein. In der klinischen Routine hat sich daher vielerorts das chirurgische
Wunddebridement mit scharfem Löffel, Ringküretten oder Skalpell durchgesetzt.
Darüber hinaus stehen jedoch auch autolytische, osmotische, enzymatische, biochirurgische (Maden), hydrochirurgische und ultraschall-assistierte Debridement-Techniken zur Verfügung.
Erweitertes therapeutisches Spektrum
Die Plasmatechnologie ist eine neue Methode zum Debridement von Wunden, die das therapeutische Spektrum erweitert. Inzwischen gibt es Plasmageräte mit Elektroden, die speziell für das Debridement
von Wunden entwickelt wurden (WoundWand™ Debridement-Instrument mit Coblation® Technologie). Dabei werden Elektrolyte über eine Kopplungslösung (z.B. Kochsalzlösung) mittels bipolarer
Radiofrequenzenergie angeregt und so ein präzise fokussiertes Plasma erzeugt. Dieses ist etwa 100 bis 200µm dick. Die dabei entstehenden Radikale besitzen genügend Energie, um molekulare
Bindungen zu brechen. Die Gewebeentfernung basiert auf einem chemischen Ätzprozess, während die thermischen Effekte vergleichsweise gering sind und der Hämostase dienen. Wesentliche Vorteile sind
die daraus resultierende Selektivität der Methode (Schonung des umgebenden gesunden Gewebes) und die geringe thermische Belastung.
Reduzierte postoperative Schmerzen und beschleunigte Heilung
Aufgrund der präzisen Steuerbarkeit und der geringen Hitzeentwicklung wird die Coblation® Technologie auch für arthroskopische Eingriffe genutzt.
Neben der Orthopädie kommt die Technologie auch auf dem Gebiet der HNO-Heilkunde, der Urologie und für kosmetische Eingriffe zum Einsatz. Erste Berichte über die Anwendung der Technologie für
Tonsillektomien bei Kindern aus dem Jahre 2001 und eine randomisierte kontrollierte Studie aus dem Jahre 2002 berichten über reduzierte postoperative Schmerzen und eine beschleunigte Heilung.
Auch aktuelle Arbeiten beschreiben Vorteile der Technik bei Tonsillektomien und nasalen Polypektomien und heben eine geringe postoperative Blutungsneigung hervor.
Signifikant bessere antimikrobielle Wirkung
In-vitro wurde auch eine antimikrobielle Wirkung nachgewiesen, welche weder vom thermischen Effekt noch vom aeroben bzw. anaeroben Wachstum der Bakterien abhängig war. Eine signifikant bessere
antimikrobielle Wirkung des Plasmadebridements in Bezug auf Methicillin-resistente Staphylokokken (MRSA) konnte am Schweinemodell auch im Vergleich zum konventionell chirurgischen, dem
hydrochirurgischen und keinem Debridement nachgewiesen werden.
Für das Plasma-Debridement von chronischen Wunden existieren bislang keine randomisierten und kontrollierten Studien am Menschen. Die bereits nachgewiesenen Effekte und Merkmale können jedoch
auch für das Debridement von chronischen Wunden von Vorteil sein:
Als Nachteile sind die vergleichsweise hohen Kosten durch den ausschließlich einmaligen Gebrauch der Debridementelektroden und der erhöhte Zeitaufwand – nicht zuletzt durch eine anfallende
Anästhesie – zu werten.
In einer prospektiven Studie im Venenzentrum der Dermatologischen und Gefäßchirurgischen Kliniken der Ruhr-Universität Bochum sollen neben der Effektivität und Sicherheit dieser Methode nun
insbesondere die antimikrobiellen Eigenschaften und die postoperativen Schmerzen untersucht werden.