Ohne Zellhärchen zum Hautkrebs

Malignes Melanom Forschende der Universität Zürich konnten zeigen, dass Zilien, Sinneshärchen der Zellen, eine zentrale Rolle bei der Entstehung von schwarzem Hautkrebs spielen. Wird ihre Bildung in gutartigen Pigmentzellen unterdrückt, entarten die Zellen und entwickeln ein aggressives Melanom.

Pigmentzellen (blau/grün) mit Zilie (hellgrün mit roter Basis) (Foto: Daniel Zingg, Netherlands Cancer Institute)
Pigmentzellen (blau/grün) mit Zilie (hellgrün mit roter Basis) (Foto: Daniel Zingg, Netherlands Cancer Institute)

Trotz erstaunlicher Erfolge mit neuen Behandlungen beim malignen Melanom wie Immunotherapien gibt es immer noch viele Melanompatienten, die nicht geheilt werden können oder bei denen nach einer erfolgreichen Therapie die Krebserkrankung mit der Zeit wieder ausbricht. Um neuartige Therapieansätze zu entwickeln, ist ein vertieftes Verständnis der Tumorbiologie unabdingbar. Im Zentrum steht die Frage, welche Veränderungen in einer gutartigen Zelle dazu führen, dass ein bösartiger Tumor entsteht.

 

„Die epigenetische Steuerung der Zilienbildung, die wir nun beim Melanom entdeckt haben, dürfte auch für die Entstehung von anderen Krebsarten wie Brust- und Hirntumore relevant sein.“


Ein Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Lukas Sommer, Anatomisches Institut der Universität Zürich, konnte nun zeigen, dass neben genetischen Ursachen wie Mutationen im Erbgut auch epigenetische Faktoren für die Entstehung und Ausbreitung eines Melanoms verantwortlich sind. Epigenetische Faktoren beeinflussen die Gensequenz nicht direkt, sondern regulieren, wie effizient bestimmte Gene in den Zellen abgelesen werden. Die UZH-Forschenden konzentrierten sich auf das Eiweiß EZH2, das – im Gegensatz zu gutartigen Zellen – sehr häufig in Melanomzellen zu finden und wesentlich an der Melanombildung beteiligt ist.

 

EZH2 unterdrückt Bildung von Zilien und führt zu Metastasen

 

Um herauszufinden, wie der epigenetische Faktor zur Aggressivität des Melanoms beiträgt, untersuchten die Wissenschaftler alle Gene, die durch EZH2 gesteuert werden. „Wir waren sehr überrascht, dass wir viele Gene gefunden haben, die für die Bildung von Zilien mitverantwortlich sind“, so Sommer. Offenbar werden die Ziliengene von EZH2 unterdrückt, sodass bösartige Melanomzellen viel weniger dieser Sinneshärchen besitzen als gutartige Pigmentzellen der Haut.
Mithilfe von menschlichen Melanomzellen und Mausmodellen gelang den Forschenden der Nachweis, dass der Zilienverlust in den Pigmentzellen Krebs auslösende Signalwege aktiviert, was schließlich zur Entstehung aggressiver, metastasierender Melanome führt.


Ansatz für neue Tumortherapien

 

Dass die Zellen ihre Zilien verlieren, ist ein Kennzeichen für viele Krebsarten. „Die epigenetische Steuerung der Zilienbildung, die wir nun beim Melanom entdeckt haben, dürfte auch für die Entstehung von anderen Krebsarten wie Brust- und Hirntumore relevant sein“, erläutert Sommer. Medikamente, die EZH2 blockieren, dürften eine vielversprechende Strategie zur Behandlung von Melanomen sein, möglicherweise in Kombination mit Immunotherapien, so Sommer.|

Kontakt


Kurt Bodenmüller
Kommunikation
Universität Zürich
Tel.: +41 44 – 63 44 439

Weitere Informationen:
Literatur: Daniel Zingg, Julien Debbache, ­Rodrigo Peña-Hernández, Ana T. Antunes, ­Simon M. Schaefer, Phil F. Cheng, Dario ­Zimmerli, Jessica Haeusel, Raquel R. Calçada, Eylul Tuncer, Yudong Zhang, Raphaël ­Bossart, Kwok-Kin Wong, Konrad Basler, Reinhard ­Dummer, Raffaella Santoro, Mitchell P. ­Levesque, and Lukas Sommer. EZH2-mediated primary cilium deconstruction drives metastatic melanoma formation. Cancer Cell, June 28, 2018. DOI: 10.1016/j.ccell.2018.06.001