„Wunde, Stoma, Ethik“

Kongressbericht „Wunde, Stoma, Ethik“ war das Motto des 10. Freiburger Wundsymposiums, das am 25. November 2017 im Kurhaus in Bad Krozingen stattfand. Der interdisziplinäre Kongress hatte das Ziel, aktuelles und praxisorientiertes Wissen zu vermitteln und den Erfahrungsaustausch zu fördern.

Foto: conventus
Foto: conventus

Mit 500 Teilnehmern und 25 Referenten erfreute sich die Jubiläumsveranstaltung wieder einer sehr guten Resonanz.
Wie in den Vorjahren wurde die Veranstaltung von der Wundsprechstunde der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Universitätsklinik Freiburg durchgeführt und erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Wundzentrum des Universitätsklinikums Freiburg und der Akademie für Gesundheitsberufe und Wundmanagement Lahr. Tagungsleiter war Prof. Dr. med. Stefan Fichtner-Feigl, Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie.
Immunstatus und Wundheilung
Die Veranstaltung wurde mit dem eindrucksvollen Vortrag „Die Ethik der Wundbehandlung in Zeiten der Ökonomisierung“ von Prof. Dr. med. Giovanni Maio aus Freiburg eröffnet. Zahlreiche Themen im Bereich Wundheilungsstörung und deren Behandlung fanden großen Anklang. Dr. med. Bernd Jänigen aus Freiburg stellte die Zusammenhänge von Immunsuppression und Wundheilung dar: „Der Immunstatus hat eine zentrale Bedeutung in der Wundheilung. Reaktive und medikamentöse Immunsuppression beeinträchtigen die physiologische Wundheilung. Zu beachten ist, dass eine gestörte Heilung meist durch mehrere Faktoren verursacht wird“.

Prof. Dr. med. Hauke Schumann:

"Die Belastung ist massiv, eine Unterversorgung bei Pruritus ist anzunehmen. Es sollten spezialisierte Zentren bei frustraner Therapie als Option eingebunden werden."

Vermeidung von Wundinfektionen


Das Thema Wundinfektion wurde von Dr. med. Ruth Sybille Mayer aus Freiburg beleuchtet: „Diabetiker mit einer Wundinfektion am Fuß sind hochgradig gefährdet, eine Amputation zu erleiden. Wichtig ist die Prävention einer Infektion: Bei einer frühzeitig erkannten Osteomyelitis ist ein Erhaltungsversuch immer möglich“.
Ein extrem wichtiger Faktor für die Wundheilung und Vermeidung von Amputationen stellt die arterielle Durchblutung dar. Prof. Dr. med. Thomas Zeller aus Bad Krozingen berichtete über den Effekt der Revaskularisation auf Wundheilung und Amputation bei kritischer Extremitätenischämie und zeigte einen Ausblick auf weitere Ziele in der Zukunft auf: „Selbst wenn eine Amputation nicht mehr durch eine Revaskularisation verhindert werden kann, ist es wichtig, dass wir weitere Fortschritte in der Technik der Katheterinterventionen machen. Insbesondere in Bezug auf die Offenheitsrate der Gefäße, welche momentan noch die Archillesferse bei der Katheterintervention ist.“

Für DERMAforum berichtet Kerstin Aldenhoff. (Foto: privat)
Für DERMAforum berichtet Kerstin Aldenhoff. (Foto: privat)

 

Wundverbände und Wundauflagen


Das Themengebiet Wundverbände und ihre Anwendung wurde aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Essenzielle Grundlagen und die korrekte Auswahl von Verbandsstoffen wurden im Vortrag „Wundauflagen“ anschaulich dargestellt: „Die drei Hautfunktionen eines Verbandes sind die Protektion, die ggf. pharmakologische Wirkung und die physikalische Funktion in Form von Retention und Absorption. Die Lokaltherapie ist wichtig. Eine Heilung und Vermeidung eines Rezidives sind jedoch nur mit gleichzeitiger Behandlung der wundverursachenden Erkrankung möglich.“
Im Weiteren wurden Problemwunden thematisiert. Johannes Vautrin aus Freiburg gab einen Einblick, welche vielfältigen therapeutischen Möglichkeiten es bei der Behandlung von blutenden, stark exsudierenden oder übelriechenden Wunden existieren.
Monika Kerscher aus Freiburg stellte im Vortrag „Fixation von Wundauflagen“ vielfältige Möglichkeiten der klebenden und physikalischen Anbringung von Verbänden dar: „Wichtig in der Entscheidungsfindung der Fixation des Verbandes ist der Hautzustand des Patienten und die betroffene Körperregion.“ 
Die Wundbehandlung von Wohnungslosen wurde eindrucksvoll von Kevin Schott aus Freiburg beschrieben. Mit dem Projekt PIOS werden Patienten vor Ort medizinisch mit einem neutralem Fahrzeug behandelt: „Die Motivation des Projektes beruht darauf, dass jeder Mensch in Deutschland Anspruch auf eine medizinische Betreuung hat, egal wie er lebt“.


„Juckreiz“ und Kompressionstherapie


Im dermatologischen Themenblock wurde das Thema Pruritus oder „Juckreiz“ von Prof. Dr. med. Hauke Schumann aus Freiburg sehr detailliert behandelt: „Die Belastung ist massiv, eine Unterversorgung bei Pruritus ist anzunehmen. Es sollten spezialisierte Zentren bei frustraner Therapie als Option eingebunden werden.“
Dr. med. Hans Bayer aus Freiburg zeigte die phlebologisch-chirurgischen Therapieoptionen bei der chronisch venösen Insuffizienz auf. Wie eine Kompressionstherapie effektiv und therapeutisch wirksam durchgeführt werden kann, demonstrierte Anita Keller aus Freiburg dem sehr aufmerksamen Auditorium.


Brandverletzungen und Verbrennungen


Was tun bei Brandverletzungen und Verbrennungen? Dr. med. Ziad Kalash aus Freiburg zeigte zu diesem Thema die plastisch-chirurgischen Möglichkeiten anhand von eindrucksvollen Patientenfällen auf.
Rechtsanwalt Sven Ruhkopf aus Müllheim erörterte die Frage: „Recht in der Wundbehandlung – mit einem Bein im Gefängnis?“
Als Zuhörermagnet stellten sich auch in diesem Jahr die Vorträge zu allgemein medizinischen Themen dar. Was ist beim häuslichen medizinischen Notfall zu tun? Notarzt Kevin Ortlieb aus Müllheim beschrieb die wichtigsten Maßnahmen.
Vor vollbesetztem Saal referierte Yvonne Eckstein aus Freiburg das brandaktuelle Thema „Deeskalationsmanagement – was tun bei Aggression und Gewalt bei Patienten und Angehörigen?“ Das „Überbringen schlechter Nachrichten“ wurde anschaulich durch Johannes Eichenlaub aus Freiburg aufgezeigt.


Kooperation von Pflege und Medizin


Auch berufsstrukturelle Themen wie „Interdisziplinäre Zusammenarbeit – Wie gelingt die Kooperation zwischen Pflege und Medizin“ von Martin Huber aus Lahr oder „Edukation und Beratung in der Wundbehandlung“ von Thomas Bonkowski aus Regensburg waren in das Programm eingebunden. Viele weitere Themen mit hohem Praxisbezug wie Versorgung bei Inkontinez, Basisdiagnostik in der Wundbehandlung, Druckentlastung beim Diabetischem Fußsyndrom und Versorgung bei Entero- und Uro­stoma rundeten das spannende und breite Themenspektrum des 10. Freiburger Wundsymposiums ab.

Kontakt
Korrespondenzadresse
Christian Moosmann
Universitätsklinik Freiburg
Wundsprechstunde Allgemein-und Viszeralchirurgie
Hugstetterstrasse 55
79106 Freiburg im  Breisgau
Christian.moosmann@uniklinik-freiburg.de