Intraläsionale Kryochirurgie

Neuartige Behandlung von Keloiden Auf der diesjährigen DERM in Frankenthal wird Dr. med Michael Weidmann, Augsburg, sehr detailliert auf eine neue Therapie zur Keloidbehandlung, die Intraläsionale Kryochirurgie (IC), eingehen – auch, wann man als Niedergelassener besser an die Klinik überweist.

Dr. med. Michael Weidmann (Foto: privat)
Dr. med. Michael Weidmann (Foto: privat)

Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass es eine neue Therapie zur Keloidbehandlung gibt, die Intraläsionale Kryochirurgie (IC), deren Kosten leider immer noch nicht von den gesetzlichen Kassen übernommen werden. Die Ergebnisse sind dabei so überzeugend, dass immer mehr Kliniken und niedergelassene Kollegen die Therapie einsetzen. Im Vergleich zu anderen Verfahren ist die Rezidivrate extrem niedrig, nämlich zwischen 5 % und 7 % je nach Region. Um die Therapie hier nochmals kurz zu beschreiben: Es handelt sich um eine Doppelhohlnadel von 14 Gauges Größe, die vorn geschlossen ist und eine Schneidkante aufweist. Die Nadel wird an einen mit flüssigem Stickstoff gefüllten Behälter angeschlossen, nachdem sie durch das Keloid hindurchgeschoben wurde. Dann wird flüssiger Stickstoff kontinuierlich durch das Keloid hindurchgeleitet, um die letale Temperatur von -22 Grad Celsius in einem Durchmesser von 2 cm um die Nadel herum zu erreichen. Diese ist notwendig, um die im Keloid befindlichen Kollagenfasern zu zerstören. Die Nadel wird im unteren Drittel des Keloids platziert. Je nach Größe des Keloids dauert eine Behandlung zwischen 15 und bis zu 90 Minuten.
Die Behandlung von Keloiden, deren Durchmesser nicht größer als 2 cm und deren Länge bei 9 cm begrenzt ist, ist also durch einmalige Insertion der Nadel möglich. Voluminösere Keloide benötigen einen mehrmaligen Durchschub der Nadel, um sie rezidivfrei zu behandeln. In unserer Praxis behandele ich nur Keloide, die ich innerhalb von 30 Minuten gut behandeln kann.

Keloid 1: Heilungsverlauf Ohrkeloid, Dauer 1 Jahr

(Fotos: Weidmann)

Größere Keloide in die Klinik überweisen


Alle Keloide, deren Behandlung einen längeren Durchfluss des Ni­trogens benötigen, verweise ich an die Kollegen, die die Behandlung in den Kliniken durchführen. In unserer Kassenpraxis ist die zeitliche Begrenzung notwendig.

 

Dr. med. Michael Weidmann: „In unserer Praxis behandele ich nur Keloide, die ich innerhalb von 30 Minuten gut behandeln kann.“

 

Eine weitere Begrenzung ist in der Anzahl der Keloide zu sehen. Ich kann sehr gut – was häufig vorkommt – zwei Ohrkeloide behandeln in etwa Kirschgröße. Zu uns kommen jedoch oft auch Patienten, die nicht nur sehr große, sondern auch sehr viele Keloide aufweisen. Diese können dann nicht mehr in lokaler Betäubung behandelt werden, weil die Dauer der Behandlung einfach zu lang ist, hier benötigen wir eine Vollnarkose, um den Patienten lange genug ruhigzustellen, sowie einen Aufenthalt in der Klinik für eine Nacht. Die maximale Zahl von Keloiden, die innerhalb einer Sitzung behandelt werden können, liegt meiner Einschätzung nach je nach Größe zwischen vier und acht. Patienten, die beispielsweise 20 große Keloide haben, benötigen ca. vier Sitzungen. Übersteigt die Anzahl die 20, wird es schwierig, weil sowohl die Behandlungszeit als auch die Anzahl der Sitzungen einfach zu groß wird. Es gibt auch Patienten, die eine sehr große Zahl von kleinen Keloiden aufweisen, hervorgerufen durch Akne. Diese Indikation ist schwierig zu behandeln. Zunächst sollte die Akne selbst behandelt werden, damit keine neuen Entzündungsherde hinzukommen. Dann kann als Alternative die Oberflächenkryo mehrmals in Kombination mit Volon-A-Injektionen eingesetzt werden.

Verlaufsdokumentation Ohrkeloid, vor der Behandlung und sechs Jahre nachher (Fotos: Weidmann)
Verlaufsdokumentation Ohrkeloid, vor der Behandlung und sechs Jahre nachher (Fotos: Weidmann)

Zertifizierung durch das Netzwerk-Keloid Voraussetzung


Eine weitere Begrenzung ist in der Dicke der Keloide zu sehen. Die Nadel benötigt eine Mindesthöhe von 0,4 cm, damit sie hindurchgeschoben werden kann. Sind die Keloide flacher, muss auf Oberflächenkryo zurückgegangen werden, die bei flachen Keloiden erfolgreich eingesetzt werden kann. Allerdings verursacht die Oberflächenkryo eine Depigmentierung, was vor allem bei dunkleren Hauttypen das Gesamtbild beeinträchtigt. | 

Fazit
Mein Fazit nach achtjähriger Erfahrung des Einsatzes der IC: Ca. 80 % aller Keloide lassen sich gut behandeln, davon die kleineren in der Praxis, die großen und zahlreichen besser in der Klinik. Sinnvollerweise hat der Hersteller der Nadel verfügt, dass alle Behandler eine Zertifizierung durch das Netzwerk-Keloid benötigen, damit die Behandlungen protokollgemäß durchgeführt werden.

Kontakt
Netzwerk-Keloid
Dirk Brandl
brandl@network-globalhealth.com