Operative Fettabsaugung beim Lipödem Ein Konsortium vom Zentrum für Klinische Studien Köln (ZKS) Köln und der Hautklinik Darmstadt soll in einer neu angelegten Studie
überprüfen, ob die Übernahme der Fettabsaugung als Kassenleistung Berechtigung hat.
Der derzeit amtierende, in Sachen Kassenleistungen und -aufsicht besonders umtriebige Bundesgesundheitsminister hatte sich ja schon vor Wochen weit aus dem Fenster gelehnt und gefordert, dass die operative Fettabsaugung beim Lipödem generell eine Kassenleistung werden solle. Dass der G-BA sowie die Kassen dem nicht ohne Vorbehalte zustimmen würden, war logischerweise auch zu erwarten.
„Bevor entschieden wird, ob diese
Operation künftig ambulant zulasten der
gesetzlichen Krankenversicherung erbracht
werden kann, muss evidenzbasiertes Wissen
zur Liposuktion vorliegen.“
Nun soll das Zentrum für Klinische Studien Köln (ZKS) an der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln als Konsortialführer zusammen mit der Hautklinik des Klinikums Darmstadt im Auftrag des
Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) in einer im Januar 2018 (!) beschlossenen Studie die Vor- und Nachteile einer operativen Fettabsaugung als Behandlung gegen die chronische
Fettverteilungsstörung bei Frauen – das sogenannte Lipödem – untersuchen. Beim Lipödem, das ausnahmslos Frauen trifft, sind Beine und Arme sehr voluminös, die Körpermitte sowie Hände und Füße
bleiben schlank. Patientinnen sind von Schmerzen, Blutergüssen und Ödemen belastet. Bereits im Januar 2018 hatte der G-BA deshalb eine Studie zur Fettabsaugung beim Lipödem beschlossen. Nun
wird der Nutzen der Absaugung gegenüber einer alleinigen nicht operativen Behandlung wie der „Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie“ in einer randomisierten, kontrollierten,
multizentrischen Studie wissenschaftlich untersucht. Ziel ist es, zu überprüfen, mit welcher Methode nach zwölf Monaten der Schmerz der Patientin erfolgreich gelindert werden kann. „Fettabsaugung
gilt potenziell als erforderliche Behandlungsalternative, wurde aber bisher wissenschaftlich nicht hinreichend evaluiert“, erklärt Prof. Dr. med. Oliver Cornely, Köln, wissenschaftlicher Leiter
des Zentrums für Klinische Studien ebenda. „Bevor entschieden wird, ob diese Operation künftig ambulant zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung erbracht werden kann, muss deshalb
evidenzbasiertes Wissen zur Liposuktion vorliegen.“
Andere Spezialisten, die sich tagtäglich mit Lipödem-Patientinnen beschäftigen, sind hier teilweise anderer Meinung und konstatieren entsprechende langjährige Erfahrungswerte aus der eigenen
Praxis.
405 Patientinnen mit gesichertem Lipödem der Beine sollen nun deutschlandweit in bis zu 14 Zentren im Rahmen der Studie behandelt werden.
Die Studie sieht maximal vier operative Eingriffe vor und erstreckt sich über einen Beobachtungszeitraum von zwölf Monaten sowie eine zusätzliche Nachbeobachtungszeit von weiteren 24
Monaten.
„Wir rechnen mit einer Rekrutierungsphase von etwa einem halben Jahr, die Dauer der Run-in-Phase und der Nachbeobachtungszeit pro Patientin beträgt insgesamt 43 bis 48 Monate, damit beträgt die
Studiendauer 63 Monate, bis wir tragfähige Erkenntnisse gewinnen. In fünf Jahren wissen wir also deutlich mehr“, so Privatdozent Dr. med. Maurizio Podda, Direktor der Hautklinik des Klinikums
Darmstadt und Studienleiter der Erprobungsstudie.|
PD Dr. med. Maurizio Podda (l.) und Prof. Dr. med. Oliver Cornely (r.)
Kontakt
Prof. Dr. med. Oliver Cornely
Zentrum für Klinische Studien Köln
02 21 – 4 78 - 8 81 21