Spezial: Rosazea

Nur ein bisschen rot im Gesicht?

Über die Entstehung und Behandlungsmöglichkeiten bei der Rosazea berichtet
Prof. Dr. med. Julia Welzel, Augsburg.

Prof. Dr. med. Julia Welzel (Foto: privat)
Prof. Dr. med. Julia Welzel (Foto: privat)

Die Rosazea ist eine entzündliche Gesichtsdermatose multifaktorieller Genese. Sie tritt überwiegend im mittleren Lebensalter auf, kann aber auch schon Kinder betreffen. Helle Hauttypen haben ein höheres Risiko, an Rosazea zu erkranken („Fluch der Kelten“). Vorläufererscheinungen sind eine Neigung zum anfallsweisen Erröten auf physiologische Reize wie Temperaturschwankungen, Kaffee, Alkohol und Stress. Dann entstehen persistierende Erytheme, teilweise auch mit Teleangiektasien. Spätere Stadien gehen mit Papeln und Pusteln einher. Nach Jahren der Erkrankung kann ein Rhinophym, seltener auch Bindegewebsverdickungen (Phyme) an Kinn und Stirn entstehen. Hiervon sind praktisch ausschließlich Männer betroffen. Phyme können auch ohne Vorläuferstadien entstehen. Eine Sonderform, die manchmal auch im Vordergrund der Erscheinungen steht, ist die Ophthalmorosazea mit rezidivierenden Lidrandentzündungen, Konjunktivitis bis hin zur gefürchteten Rosazeakeratitis. Selten kommt es zu einer Rosacea fulminans, bei der innerhalb kürzester Zeit eine schwere Rosazea mit konglobata-ähnlichen Knoten auftritt.
Neben einer genetischen Prädisposition spielen eine Hochregulation antimikrobieller Peptide, insbesondere Cathelicidin, und eine Neuroinflammation eine wichtige Rolle bei der Erythementstehung. Bei Papeln und Pusteln findet man eine im Vergleich zu Hautgesunden erhöhte Anzahl von Demodexmilben in den Haarfollikeln. Ob diese ursächlich für die follikuläre Entzündungsreaktion verantwortlich oder nur ein Epiphänomen sind, ist bisher nicht abschließend geklärt.

Abbildung:

Dynamische Optische Kohärenztomografie der Wangenhaut bei Rosazea
mit einem groben dermalen Netzwerk deutlich dilatierter Gefäße (oben).

Direkt
nach einmaliger Farbstofflasertherapie ist durch die Koagulation und Ruptur der
Gefäße das Netzwerk ausgelöscht (unten). En face Bild 6 mm x 6 mm, Tiefenschnittbild
6 mm x 2 mm.           (Bild: Welzel)

Therapeutisch steht bei persistierenden Erythemen der alpha2-adrenerge Rezeptoragonist Brimonidintartrat zur Verfügung, der zu einer über Stunden anhaltenden Vasokonstriktion oberflächlicher Blutgefäße führt. Selten kann es als Nebenwirkung zu einem paradoxen Erythem kommen, welchem durch ein Wiederherstellen der gestörten Hautbarriere vor Therapiebeginn, begleitende antientzündliche Maßnahmen und einen vorsichtigen Therapiebeginn begegnet werden kann. Falls Teleangiektasien vorliegen, ist eine Lasertherapie mit Gefäßlasern oder Blitzlampen sinnvoll. Diese beiden Optionen können auch miteinander kombiniert werden, sind aber nur bedingt antientzündlich wirksam. Wenn Papulopusteln im Vordergrund stehen, ist neben der seit Jahrzehnten bewährten topischen Anwendung von Metronidazol auch Ivermectin, ein Milbentherapeutikum, hocheffektiv wirksam. Als Systemtherapien bei schwerer Rosazea stehen niedrig dosiertes Doxycyclin oder Retinoide zur Verfügung. Insbesondere eine Ophthalmorosazea muss längerfristig über Monate mit Doxycyclinen behandelt werden. Bei Rhinophym hilft nur eine operative Therapie mit Abtragung der bindegewebigen Proliferation. Mit diesem breiten Spektrum von Behandlungsmöglichkeiten können die verschiedenen Symptome der Rosazea gut therapiert werden.
Die Rosazea führt aufgrund der Lokalisation im Gesichtsbereich zu einer Einschränkung der Lebensqualität der Betroffenen. Studien konnten demonstrieren, dass die Wahrnehmung der Gesichtsrötung durch Andere negative Einflüsse auf das Selbstvertrauen und den sozialen Status haben. Neuere epidemiologische Untersuchungen haben Komorbiditäten wie Morbus Crohn, Refluxkrankheit, Hypertonie, metabolisches Syndrom und koronare Herzkrankheit aufgezeigt.
Die Rosazea ist eine chronische, entzündliche Hauterkrankung, für die effektive Therapiemöglichkeiten existieren. Keinesfalls besteht lediglich ein kosmetisches Problem für die Betroffenen, sodass die Diskussionen über eine Notwendigkeit einer medikamentösen Therapie für die Erkrankten unverständlich sind.