Spezial: Aktinische Keratosen
Im März 2016 begann eine Studie, in der ein neues Verfahren zur Behandlung von aktinischen Keratosen mittels Tageslicht auf seine vorbeugende Wirkung hin untersucht werden soll.
Verursacht werden aktinische Keratosen durch UV-Licht, weswegen sie an sonnenverwöhnten Körperstellen wie Gesicht, Handrücken oder an kahlen Stellen der Kopfhaut zu finden sind. Da sie infolge langfristiger UV-Strahlung auftreten, kommen aktinische Keratosen insbesondere bei älteren Menschen vor. In einer Studie, die im März 2016 unter Leitung der Klinik und Poliklinik für Dermatologie des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) begann, soll untersucht werden, ob die wiederholt durchgeführte Photodynamische Therapie (PDT) mit Tageslicht bei aktinischen Keratosen einen vorbeugenden Effekt hinsichtlich der Entwicklung von Karzinomen hat.
Die Tageslicht-PDT ist seit 2015 für die klinische Anwendung zugelassen und kommt seitdem auch im UKR zum Einsatz. „Bei aktinischen Keratosen handelt es sich um eine chronische Erkrankung in lichtgeschädigter Haut. Durch den Nachweis eines prophylaktischen Effekts könnte durch die Tageslicht-PDT das Risiko für die Entstehung neuer Keratosen sowie die Entwicklung von Plattenepithelkarzinomen gesenkt werden“, erläutert Prof. Dr. med. Sigrid Karrer, geschäftsführende Oberärztin der Klinik und Poliklinik für Dermatologie des UKR und Leiterin der Klinischen Prüfung (LKP) innerhalb der Studie.
Als konventionelle Therapiemethoden stehen bei aktinischen Keratosen Verfahren wie die Vereisung mittels flüssigen Stickstoffs oder die Photodynamische Therapie unter Rotlicht zur Verfügung. Die
Tageslicht-PDT stellt eine wertvolle Ergänzung dieser Verfahren dar, insbesondere für Patienten, die einer großflächigen Therapie bedürfen oder negative Erfahrungen mit einer anderen
Behandlungsmethode gemacht haben.
Patienten profitieren bei der Tageslicht-PDT von einem geringeren Aufwand und weniger Schmerzen als bei der konventionellen PDT mit rotem Licht. Nachdem ein chemischer Sonnenschutz aufgetragen
wurde, behandelt der Arzt das betroffene Areal mit Methylaminolevulinat (MAL-Creme). Die Substanz reichert sich in den stoffwechselaktiven Tumorzellen an und lässt diese lichtempfindlich werden.
Werden die entsprechend vorbehandelten Körperstellen anschließend entweder Rotlicht oder Tageslicht ausgesetzt, führt dies in den Tumorzellen zum Zelltod. Im Gegensatz zur Rotlicht-PDT, bei der
zur maximalen Anreicherung der lichtsensibilisierenden Substanz in den Tumorzellen erst nach einer dreistündigen Einwirkzeit unter einem licht- und luftundurchlässigen Verband mit rotem Licht
bestrahlt wird, geht der Patient bei der Tageslicht-PDT unmittelbar nach Auftragen der MAL-Creme für zwei Stunden ins Freie. Voraussetzung für die Wirksamkeit der Tageslicht-PDT sind Temperaturen
von über 10 Grad Celsius und kein Regen. Die Behandlung kann auch an bewölkten Tagen, in Mitteleuropa allerdings nur in den Monaten von März bis Oktober durchgeführt werden.
Da die Tageslicht-PDT für die Patienten weniger schmerzhaft und dabei gleich gut wirksam ist wie die Rotlicht-PDT, können damit problemlos große Areale flächig behandelt werden. Hierauf begründet sich auch die Hoffnung für die prophylaktische Wirkung, da neben der sichtbaren aktinischen Keratose durch die großflächige Verteilung der MAL-Creme auch nicht-sichtbare, krankhaft veränderte Zellen in der lichtgeschädigten Haut getroffen werden können. Ein weiterer Effekt, der bei der Behandlung im Gesicht untersucht werden soll, ist eine hautverjüngende Wirkung, die aber für die Studie eine nebengeordnete Rolle spielt. In die Studie wurden insgesamt 58 Patienten aufgenommen, die von den jeweiligen Studienzentren ausgewählt wurden. Seit Beginn im März 2016 werden sie über eine Laufzeit von 24 Monaten an sechs Terminen behandelt. In der gleichen Zeit werden die aktinischen Keratosen einer Kontrollgruppe vereist. Die Ergebnisse werden nach Ablauf der Studie in Bezug auf die Entwicklung von neuen aktinischen Keratosen sowie die Entstehung von Karzinomen miteinander verglichen.