Spezial Haut und Sonne: Hautkrebsprävention schon bei Kindern
Prof. Dr. med Eckhard W. Breitbart, Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e. V. (ADP), Dr. rer. medic. Friederike Stölzel, Universitäts KrebsCentrum Dresden und Dr. rer. nat. Debora
Grosskopf-Kroiher vom Zentrum für Molekulare Medizin, Köln, berichten, welche Aktionen zum Schutz von Kindern gegen Sonnengefahren unternommen werden.
Ob in der Kindertagesstätte, auf dem Schulhof oder dem Spiel- und Sportplatz – im Frühling und Sommer sind vor allem Kinder und Jugendliche viel draußen. Bewegung an der frischen Luft ist gesund,
doch die ultraviolette Strahlung der Sonne verursacht auch Hautschäden. Der richtige UV-Schutz beugt nicht nur schmerzhaftem Sonnenbrand, sondern auch späterem Hautkrebs vor. Und ihn zu erlernen
kann zudem lustig und spannend sein.
Jährlich erkranken deutschlandweit rund 251.000 Menschen an Hautkrebs, womit es sich um die häufigste Krebskrankheit handelt. Hauptrisikofaktor dafür ist ultraviolette (UV-) Strahlung, wie sie in
den Strahlen der Sonne oder künstlich erzeugt im Solarium vorkommt. Gerade Kinder und Jugendliche verbringen viel Zeit draußen, vor allem bei Sonnenschein. Die Haut von Kindern reagiert darauf
zudem empfindlicher als Erwachsenenhaut. Die UV-empfindlichen Stammzellen liegen dichter unter der Hautoberfläche und sind der UV-Strahlung somit stärker ausgesetzt.
Bewusstsein für Sonnenschutz in jungen Jahren wächst
In Deutschland engagiert sich die Deutsche Krebshilfe zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e. V. (ADP) bereits seit Jahren mit zahlreichen Interventionskampagnen und
Aktionen im Bereich Hautkrebsprävention von Kindern und Jugendlichen. Auch in nationalen und internationalen Empfehlungen kommt dem UV-Schutz der Jüngsten unter uns eine immer größere Bedeutung
zu. „Do not use too much sun, especially in childhood“ heißt es etwa kurz und bündig im European Code Against Cancer der zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehörenden International Agency for
Research on Cancer (IARC). Des Weiteren werden dort sonnengerechte Kleidung und die Verwendung von Sonnenschutzmitteln empfohlen. Im vom Bundesamt für Strahlenschutz initiierten UV-Bündnis haben
sich Experten aus Wissenschaft und Medizin zusammengeschlossen. Ende letzten Jahres wiesen sie in einer gemeinsamen Empfehlung zur UV-Exposition und Vitamin D darauf hin, dass besonders in der
Kindheit und Jugendzeit starke UV-Belastungen und Sonnenbrände das Risiko, später an Hautkrebs zu erkranken, erhöhen. Säuglinge sollen generell nicht der direkten Sonne ausgesetzt
werden.
Dr. rer. medic. Friederike Stölzel, Prof. Dr. med. Eckhard Breitbart, Dr. rer. nat. Debora Grosskopf-Kroiher:
„Das Erlernen des richtigen UV-Schutzes von Beginn des Lebens an kann Schritt für Schritt zu einer nachhaltigen Verhaltensprävention in der Gesellschaft
führen.“
Interventionen für Kinder und Jugendliche sind sinnvoll
Auch die S3-Leitlinie „Prävention von Hautkrebs“, die die verfügbare Evidenz zur primären und sekundären Prävention von Hautkrebs bündelt, betont, dass Interventionen zum UV-Schutz für Kinder und
Jugendliche sinnvoll sind, um langfristig das Sonnenschutzverhalten der Gesamtbevölkerung zu verbessern. Hilfreich dabei ist das „Kind & Sonne-Lebensphasen-Programm“, das von der ADP in
Zusammenarbeit mit der WHO im Zuge von Präventionskampagnen entwickelt wurde. Es identifiziert die für die einzelnen Lebensphasen relevanten Multiplikatoren für Kinder und Jugendliche.
Dazu gehören das Personal in den Arztpraxen, die Eltern sowie ErzieherInnen und LehrerInnen in Kindertagesstätten, Schulen und Sportvereinen. Auf die entsprechenden Zielgruppen zugeschnitten,
können Interventionsmaßnahmen von Beginn des Lebens an Schritt für Schritt zu einer nachhaltigen Verhaltensprävention bezüglich UV-Strahlung führen. Zwei Beispiele zeigen, wie das mit viel Spaß
und Spannung umgesetzt werden kann.
Sonnenschutz für die Kleinsten
Das Theaterstück „Clown Zitzewitz und der Sonnenschutz“ der ADP und der Deutschen Krebshilfe e. V. wurde im Rahmen des Lebensphasen-Programms zur Primärprävention von Hautkrebs entwickelt, um
schon den Kleinsten den richtigen Sonnenschutz nahezubringen.
Präventionstheater
Wenn Clown Zitzewitz gemeinsam mit seinem Freund Zottelfloh in den Sommerurlaub fährt, geht dabei so einiges schief. Und hätte Zitzewitz besser aufgepasst, die Sonnenmilch auf die Haut gegeben
anstatt sie zu trinken und den Sonnenschirm nicht weggeworfen, hätte er nun keinen Rücken, so rot wie ein Marmeladenbrot! Gut, dass ihm die kleinen Zuschauer und sein Freund Zottelfloh helfen.
Basierend auf der sozial-kognitiven Lerntheorie zeigen die Rollenmodelle Clown Zitzewitz und Zottelfloh die erwünschten Sonnenschutzmaßnahmen. Mithilfe der sogenannten „Theater in
Health-Education“-Methode werden Kinder spielerisch an Gesundheitsthemen herangeführt. Seit 2011 unterstützt das Präventions- und Bildungszentrum des Universitäts KrebsCentrums Dresden (UCC)
sächsische Kindergärten beim richtigen Sonnenschutz. Allein im vergangenen Jahr konnten die Clowns mehr als 70 Kitas besuchen und erreichten über 4.500 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren.
Clown Zitzewitz vermittelt den Kindergartenkindern nachweislich Wissen zum richtigen Verhalten in der Sonne, dies konnte in einer Untersuchung des UCC gezeigt werden. Besonders die fünf- bis
sechsjährigen Kinder profitieren von dem Theaterstück. Sie zeigen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe eine deutliche Zunahme des Wissens über den richtigen Sonnenschutz noch einen Monat nach der
Aufführung.
Der Clown öffnet die Türen für den Sonnenschutz
Besonders junge Kinder sind stark von ihrer Umgebung abhängig und profitieren von kombinierten Verhältnis- und Verhaltensinterventionen, die beispielsweise in Kindergärten eine unterstützende
Umgebung hinsichtlich angemessener Sonnenschutzmaßnahmen schaffen und gleichzeitig das interaktive Theaterstück einführen. Regelmäßig bietet das UCC daher Kitas eine Weiterbildung an, in der
praktikable Sonnenschutzstrategien erarbeitet werden.
Das Projekt Sonnenbus „Die Sonne und Wir“
Das Projekt Sonnenbus „Die Sonne und Wir“ steht für eine verständliche Aufklärung zum achtsamen Umgang mit Sonnenstrahlen und richtet sich an Kinder von sechs bis zehn Jahren in Grundschulen. Das
Projekt wurde im Jahr 2012 von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und dem Zentrum für Molekulare Medizin initiiert und verbindet seither die Zusammenarbeit von Mitgliedern der Universität
zu Köln, der Fachhochschule Köln, der Deutschen Sporthochschule Köln und der Krebs Initiative Köln e. V.
Ein multi- und interdisziplinärer Ansatz zum achtsamen Umgang mit Sonnenstrahlen
Für die Umsetzung des Projekts wurde bewusst eine multi- und interdisziplinäre Vorgehensweise gewählt, die naturwissenschaftliche, medizinische, kunstpädagogische und gesundheitserzieherische
Inhalte zu folgenden Themenkomplexen bündelt: Sonne, Haut und ihr Verhalten gegenüber UV-Strahlung, Schatten und einfach anzuwendende Sonnenschutztipps. Im Verlauf der letzten drei Jahre wurden
projekt-spezifische Lern- und Demonstrationsmaterialien sowie Evaluierungsstrategien entwickelt und für den Einsatz an Grundschulen erprobt und optimiert. Einige Beispiele hierfür sind das
Experimentieren mit Kunststoffperlen zum „Sichtbarmachen“ der UV-Strahlung, das Sonnenterrassenspiel zur Entdeckung der exponierten und vor UV-Strahlung zu schützenden Körperstellen, ein
Haut-Modell zur Erarbeitung des Bräunungsvorgangs und Veränderungen beim Sonnenbrand, Schattentheaterstücke mit Stabpuppen oder mit dem eigenen Körper zur Verbesserung der
Körperwahrnehmung.
Der auffällig gestaltete Sonnenbus – ein ehemaliger Linienbus der Kölner Verkehrsbetriebe – ist ein wichtiges Erkennungszeichen, der das Sonnenbus-Team zu den verschiedenen Aktivitätsstandorten
fährt und somit im Kölner Stadtbild präsent ist. Seit der Gründung des Projekts hat das Sonnenbus-Team mehr als 3.400 Kindern den Superstern Sonne und den Superstar Haut interaktiv vorgestellt
und mit spannenden Experimenten, Bastelaktionen und beim Spiel mit Licht und Schatten über einen achtsamen Umgang mit Sonnenstrahlen aufgeklärt.
Durch diese und andere Projekte lernen Kinder und Jugendliche spielerisch einen verantwortungsvollen Umgang mit UV-Strahlung und werden für ihre Wirkung auf unsere Haut sensibilisiert. Ein
größeres gesellschaftliches Präventionsbewusstsein kann auf längere Sicht zudem auch verhältnispräventive Maßnahmen wie die Installierung von Sonnensegeln und andere Schattenspender an
öffentlichen Plätzen begünstigen.
Weitere Informationen:
sonnenbus.uni-koeln.de
www.krebscentrum.de/0702.asp
www.unserehaut.de