Spezial Haut und Sonne: Primäre Prävention von Hautkrebs

 

Dermatologen sind die Präventionsexperten

Eine neue S3-Leitlinie soll zur Qualitätsverbesserung bei der Hautkrebsprävention beitragen. Prof. Dr. med. Eckhard W. Breitbart, Buxtehude, gibt einen Überblick über die Einzelheiten.

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Prof. Dr. med. Eckhard W. Breitbart: „Nicht nur Laien, sondern auch Ärzte stehen bei der Hautkrebsprävention vor der Herausforderung, aus der Flut an Informationen die richtigen Empfehlungen zu filtern und weiterzugeben.“

Nach aktuellen Hochrechnungen des Krebsregisters Schleswig-Holstein erkranken bundesweit jährlich etwa 251.000 Menschen neu an Hautkrebs. Den Grund für die steigende Hauttumorrate sehen Experten vor allem in geänderten Freizeitgewohnheiten, die eine hohe UV-Exposition durch natürliche und künstliche Strahlung mit sich bringen.

Kaum eine Krebsart lässt sich durch primäre Prävention so gut vermeiden wie Hautkrebs, denn Schäden durch UV-Strahlung können durch den richtigen Umgang mit der Sonne vermieden werden. Erforderlich hierfür ist die Sensibilisierung und Aufklärung der Bevölkerung über die Gefahren der UV-Lichtexposition und den richtigen Umgang mit natürlicher und künstlicher Strahlung. Eine Gelegenheit hierfür bietet beispielsweise die UV-Beratung im Rahmen des Hautkrebs-Screenings.

Wie auch eine gerade erschienene Publikation im Bundesgesundheitsblatt im Rahmen des Themenheftes Krebsfrüherkennung deutlich macht, sind Ärzte als Experten in Sachen Gesundheitsschutz wichtige Motivatoren und Multiplikatoren für Präventionsbotschaften. Sie sind vertrauenswürdige Ansprechpartner und sprechen über den direkten Kontakt in Praxen, Betrieben und Krankenhäusern verschiedene gesellschaftliche Gruppen an.

 

Leitlinie gibt Hilfestellung und bei der Beratung der Patienten

 

Nicht nur Laien, sondern auch Ärzte stehen dabei vor der Herausforderungen, aus der Flut an Informationen die richtigen Empfehlungen zu filtern und weiterzugeben. Es ist nun erstmals eine Leitlinie zur Prävention von Hautkrebs erschienen, die dabei eine Hilfestellung gibt und bei der Beratung der Patienten unterstützt. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, die Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern. Dies trägt auch dem Ziel des Nationalen Krebsplans Rechnung, der Bevölkerung durch verständliche und dem Stand der Wissenschaft entsprechende Informationen eine informierte Entscheidung zu ermöglichen.

Bei der S3-Leitlinie Prävention von Hautkrebs wurden erstmals die Methoden, mit denen sonst der aktuelle Wissensstand hinsichtlich Diagnostik und Therapie einer Erkrankung bewertet wird, auf die Krebsprävention übertragen. Dort, wo die Studienlage keine eindeutige Bewertung zuließ, enthält die Leitlinie Empfehlungen auf der Basis eines Expertenkonsenses von Fachleuten und Patientenvertretern. Die Empfehlungen richten sich an alle Ärzte und Berufsgruppen, die mit der Prävention und Früherkennung von Hautkrebs befassen. Eine Bürgerinformation auf Grundlage der Leitlinie ist geplant.

Da die Einwirkung von UV-Strahlung auf die Haut die Hauptursache für die Entstehung von Hautkrebs ist, zielt primäre Prävention vor allem darauf ab, übermäßige UV-Expositionen der Haut zu verhindern. Die Leitliniengruppe empfiehlt die Anwendung von Sonnenschutzmaßnahmen in der folgenden Reihenfolge:

 

  • Vermeidung starker Sonnenstrahlungsexposition

 

Um starke UV-Exposition zu verhindern, sollen – abhängig von der Wetterlage – Aufenthalte im Freien kurz gehalten und während der Mittagszeit ganz vermieden werden. Bei der Aufenthaltsdauer in der Sonne empfiehlt die Expertengruppe, die individuelle Eigenschutzzeit der Haut nicht zu überschreiten und ggf. Schatten aufzusuchen. Bei hoher UV-Belastung sollen Aktivitäten im Freien in die Morgen- und Abendstunden verlegt werden. Darüber hinaus ist es sinnvoll, die Haut langsam an die Sonne zu gewöhnen. Dabei heißt es in jedem Fall: Sonnenbrand vermeiden! Gerade bei bewölktem Himmel kann man die UV-Exposition unterschätzen. Zur genauen Beurteilung hilft der UV-Index, der u.a. auf der Internetseite des Bundesamtes für Strahlenschutz veröffentlicht wird.

 

  • Tragen geeigneter Kleidung

 

Oftmals lässt sich ein Aufenthalt im Freien auch bei starker Sonneneinstrahlung nicht vermeiden. Die Leitliniengruppe empfiehlt, sich in solchen Fällen in der Sonne durch geeignete Kleidung, Kopfbedeckung und Sonnenbrille zu schützen. Eine geeignete Bekleidung wird dabei als besserer Schutz erachtet als die Anwendung von Sonnenschutzmitteln. Neben der Kleidung ist auch der Schutz der Augen von großer Bedeutung. Brillen mit einem CE-Zeichen und der Aufschrift EN 1836 zeigen, dass die Brille grundlegende Sicherheitsanforderungen europäischer Richtlinien erfüllt. Hier werden fünf Blendungskategorien definiert, die den Grad der Abdunkelung angeben. Für den Alltag reicht eine Sonnenbrille der Kategorie 2 oder 3. Doch auch mit Sonnenbrille soll nie direkt in die Sonne geblickt werden, da irreversible Schäden entstehen können.

 

  • Anwendung von Sonnenschutzmitteln

 

Die Literatur zeigt, dass Hautstellen, die nicht von Textilien bedeckt werden können, mit Sonnenschutzmittel eingecremt werden sollten. Das Verwenden von Sonnencremes soll jedoch nicht dazu genutzt werden, sich länger in der Sonne aufzuhalten. Damit der angegebene Lichtschutzfaktor wirkt, ist die richtige Anwendung entscheidend: Es ist darauf zu achten, einen für den eigenen Hauttyp adäquaten Lichtschutzfaktor zu verwenden und das Sonnenschutzmittel in einer möglichst dicken Schicht (2mg/cm²) gleichmäßig auf allen freien Hautflächen aufzutragen. Es ist wichtig, sich vor Beginn der Sonnenexposition einzucremen. Da sich die Sonnencreme durch Schwitzen oder Baden löst, soll das Eincremen spätestens alle zwei Stunden wiederholt werden. Die Schutzzeit verlängert sich dadurch jedoch nicht! Auch die Lippen sollten mit einem geeigneten Mittel vor der UV-Strahlung geschützt werden.In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass widersprüchliche Daten dazu vorliegen, ob durch die Verwendung von Sonnenschutzmitteln das Melanomrisiko gesenkt werden kann. Die Leitlinie gibt daher hierzu keine klare Empfehlung.

 

Auf Grundlage internationaler und nationaler Stellungnahmen empfiehlt die Leitliniengruppe, die Nutzung von Sonnenstudios zu vermeiden, um das Risiko für die Entstehung von Hautkrebs zu reduzieren. Künstliche UV-Exposition, wie sie in Solarien besteht, birgt das gleiche Risiko bezüglich der Entstehung von Hautkrebs wie natürliche Sonneneinstrahlung und ist darüber hinaus häufig besonders strahlungsintensiv. Minderjährigen ist es gesetzlich verboten, Sonnenstudios zu nutzen.

 

Nahrungsergänzung nicht zur Hautkrebsprävention empfohlen

 

In der Presse wird oft die Einnahme antioxidativer Stoffe wie Selen, Beta-Karotin und Vitamin A als zusätzliches Mittel zum UV-Schutz beworben. Eine Meta-Analyse randomisierter klinischer Studien hat jedoch ergeben, dass Karotine keine sonnenschützende Wirkung haben. Die Leitliniengruppe empfiehlt daher nicht die Nahrungsergänzung mit Selen, Vitamin A und Beta-Karotin als Maßnahme zur Hautkrebsprävention.

Sonnenschutzmaßnahmen reduzieren die kutane Vitamin D-Synthese. Ein konsequenter Sonnenschutz kann bei bestimmten Personengruppen somit einen Vitamin D-Mangel begünstigen. Die Frage, wie hoch die optimale UV-Exposition sein soll, um eine ausreichende endogene Vitamin-D-Produktion sicherzustellen, ohne ein vermehrtes Hautkrebsrisiko einzugehen, kann die Leitliniengruppe aktuell nicht beantworten. Sie empfiehlt jedoch, bei Personen mit hohem Hautkrebsrisiko (z.B.: Transplantatempfänger, Immunsupprimierte), die einen umfassenden Sonnenschutz betreiben, den Vitamin D-Spiegel zu überprüfen und Vitamin D gegebenenfalls zu substituieren.

 

Zusammenfassung

 

Die Leitliniengruppe empfiehlt für die Beratung folgende Inhalte:

  • Aufklärung über die Gefährdung durch UV-Strahlung

  • Motivation zur Verhaltensänderung

  • starke Sonnenstrahlungsexpositionen vermeiden

    • Mittagssonne meiden

    • Aufenthalt in der Sonne so kurz wie möglich

    • Schatten aufsuchen

    • Sonnenbrände vermeiden

    • auf UV-Index achten

  • die Haut langsam an die Sonne gewöhnen

  • schützende Kleidung tragen

  • Sonnenschutzmittel benutzen ohne die Expositionszeit zu verlängern

    • individuelle Hautempfindlichkeit beachten

    • über die verschiedenen Hauttypen informieren

  • Beratung über individuelle Schutzmaßnahmen in Abhängigkeit vom Hauttyp des Patienten

  • auf mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten in der Sonne achten

  • besonders Kinder schützen

  • Sonnenstudios meiden

  • Sonnenbrille tragen

 

 

 

Weitere Informationen rund um den UV-Schutz und zum Hautkrebs-Screening erhalten sie auf den Seiten der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention

www.unserehaut.de

www.hautkrebs-screening.de