Psoriasis vulgaris
Die Psoriasis zeigt sich in verschiedensten Formen, die mit einem breiten Spektrum an Therapiemöglichkeiten behandelt werden können. Dr. med. Öznur Bostanci, Mönchengladbach, gibt einen umfassenden Überblick.
Epidemiologisch lassen sich zwei Typen differenzieren:
Typ 1 Psoriasis – Erstmanifestation der Erkrankung vor dem 40. Lebensjahr mit meist familiärer Disposition und Assoziation insbesondere mit den HLA-Antigenen HLA-Cw6 und -DR7. Der Krankheitsverlauf ist meist schwer mit häufigen Rezidiven. Die Mehrzahl der Patienten mit Psoriasis gehören zum Typ 1.
Typ 2 Psoriasis – Erstmanifestation der Psoriasis nach dem 40. Lebensjahr mit meist unauffälliger Familienanamnese, die HLA-Assoziation ist nur schwach ausgeprägt, zudem zeigt die Klinik oft einen milden Verlauf.
Typische Veränderungen sind scharf begrenzte, erythemato-squamöse, rundliche Plaques.
Prädilektionsstellen sind die Streckseiten der Extremitäten, einschließlich der Gelenke, die Lumbal-und Sakralregion mit Rima ani, das Capillitium und die Nägel. Bei leichtem Befall der Kopfhaut kann lediglich eine feinlammeläre Schuppung vorliegen. Meist sind auch die äußeren Gehörgänge mitbetroffen. Im Vergleich zur atopischen Dermatitis steht der Juckreiz nicht immer im Vordergrund, jedoch geben viele Patienten intermittierenden zum Teil erheblichen Juckreiz an.
Verschiedenste klinische Erscheinungsbilder
Je nach Manifestation und Ausbreitung der Psoriasis lassen sich verschiedene Formen unterscheiden
Die Psoriasis Arthritis gehört zu den seronegativen Spondarthritiden und wurde erstmals 1860 von Bazin beschrieben. Die Psoriasis-Arthritis tritt bei etwa 20% der Patienten mit Psoriasis auf. In den meisten Fällen treten die Hauterscheinungen vor den Gelenksymptomen auf.
Die Nagelpsoriasis wird insbesondere bei Patienten mit Psoriasis Arthritis beobachtet und ist Ausdruck einer Entzündungsreaktion im Bereich des Nagelbettes und der Nagelmatrix. Zu den klinischen Symptome gehören Tüpfelnägel, subunguale Hyperkeratosen, Ölflecken, Leukonychie, Nageldystrophien.
Breite Palette von Auslösefaktoren
Die Psoriasis ist eine multifaktorielle Erkrankung, bei der genetische Faktoren und Umwelteinflüsse wie z.B. Infekte, Nikotinkonsum, Medikamente in der Pathogenese zusammenwirken.
Vielfältige exogene und endogene Noxen beeinflussen den Verlauf der Erkrankung.
Zu den Triggerfaktoren der Psoriasis gehören akute und chronische Infekte, Medikamente (z.B. Betablocker, ACE-Hemmer, Lithium, Chloroquin, nichtsteroidale Antiphlogistika). Eine Verschlechterung wird unter anderem auch im Rahmen des metabolischen Syndroms beobachtet (Adipositas, übermäßiger Alkohol-und Nikotinkonsum, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie). Auch hormonelle Umstellungen können den Krankheitsverlauf beeinflussen; während der Schwangerschaft, Pubertät oder Menopause ist eine Neumanifestation oder Veränderung der bereits bestehenden Psoriasis möglich (sowohl klinische Bessserung als auch Verschlechterung). Klimafaktoren und Jahreszeiten wirken sich ebenfalls auf den Verlauf der Schuppenflechte aus.
Bei der Mehrzahl der Patienten mit Psoriasis findet sich gleichzeitig ein metabolisches Syndrom, bestehend aus Adipositas, arterielle Hypertonie, Fettstoffwechselstörung, Diabetes mellitus, was zu einer erhöhten Mortaliät im Rahmen kardiovaskulärer Erkrankungen führt.
Topische Therapie
In der topischen Therapie werden am häufigsten Glukokortikosteroide eingesetzt. Diese sind als Kombinationstherapie mit anderen topischen Therapeutika oder je nach Schweregrad der Psoriasis begleitend zur systemischen Therapie einsetzbar. Die Auswahl der Kortikoidklasse sollte an die Kortikoidempfindlichkeit des entsprechenden Hautareals angepasst und gegen Therapieende langsam ausgeschlichen werden, um ein Rebound-Phänomen zu verhindern.
Zur Keratolyse kann Salicylsäure in verschiedenen Grundlagen oder als Kombinationspräparat eingesetzt werden. Konzentrationen von 3-5% sind in der Regel ausreichend, bei stärkerer Schuppung z.B. an den Palmae oder Plantae kann auch Salicylsäure 10% verwendet werden.
Vitamin D3-Derivate wie Calcipotriol, Tacalcitol und Calcitriol unterdrücken die Bildung proentzündlicher Zytokine, hemmen die Proliferation von Keratinozyten und wirken imunmodilierend auf T-Lymphozyten, Monozyten und Langerhans Zellen. Die Wirksamkeit lässt sich durch die Kombination mit topischen Kortikoiden steigern.
Dithranol (Cignolin) ist das älteste Antipsoriatikum und in der Vergangenheit das meistverwendete Lokaltherapeutikum. Es färbt die Haut und die Kleidung durch Oxidation braun, weshalb insbesondere im ambulanten Bereich die Anwendung durch andere topische Therapeutika abgelöst worden ist. Als Irritanz kann bei Überdosierung eine toxische Dermatitis ausgelöst werden, weshalb mit einer niedrigen Konzentration begonnen und an der Grenze zum Erythem bleibend gesteigert wird. Die Dithranoltherapie kann auch mit UV-Licht kombiniert werden.
Um eine Austrocknung der Haut und damit verbunden eine Bildung neuer Herde zu vermeiden ist als Basistherapie eine rückfettende Behandlung mit harnstoffhaltigen Externa essentiell.
UVB-Phototherapie
Es hat sich gezeigt, dass die hochselektive UVB 311-Schmalspektrumtherapie der UVB-Breitspektrumtherapie überlegen ist. Der Patient wird in der Regel drei bis fünfmal die Woche behandelt. Die Kombination mit Salzbädern steigert den Therapieeffekt.
Photochemotherapie (PUVA): Psoralen und UVA. Psoralene gehören zur Gruppe der Furokumarine und können systemisch als Tabletten oder topisch in Lösung oder Creme oder als Bad zur vorausgehenden Photosensibilisierung verwendet werden. Nach einer Einwirkzeit erfolgt anschließend die UVA-Bestrahlung.
Systemische Therapie
Außer bei der Plaque-Psoriasis ist Methotrexat auch bei pustulösen und erythrodermischen Formen einsetzbar. Dosis 7,5-15 mg (bis 22,5 mg) 1x/Woche oral oder parenteral. Methotrexat eignet sich zur Kombination mit TNF-alpha-Inhibitoren.
Die Fumarsäureester-Präparate Fumaderm initial und Fumaderm stehen als Fertigarzneimittel zur Verfügung, die sich jeweils durch die enthaltene Menge an Dimethylfumarat unterscheiden. Die Therapie erfolgt durch langsame Dosissteigerung nach einem etablierten Dosierungsschema.
Gastrointestinale Beschwerden und Flush-Symptome sind die häufigsten Nebenwirkungen.
Zu Beginn der Therapie mit Ciclosporin beträgt die Dosis 2,5-3 mg/kg Körpergewicht täglich, verteilt auf zwei Gaben, morgens und abends. Bei mangelndem Ansprechen auf die Therapie kann die Dosis im Verlauf auch auf 5 mg/kg Körpergewicht täglich erhöht werden. Bei der Langzeittherapie ist auf mögliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen, vor allem auf Nephrotoxizität, arterielle Hypertonie und das erhöhte Malignomrisiko zu achten.
Systemische Retinoide werden in der Regel mit einer Photochemotherapie (Re-PUVA) kombiniert. Aufgrund der Teratogenität sind Schwangerschaftstests vor und während der Therapie obligatorisch. Dosis 0,3-0,5 mg/kg Körpergewicht.
Biologica
Alle aufgeführten Biologics nicht nur für die Psoriasis vulgaris, sondern auch für die Psoriasis arthritis zugelassen.