Allergologie
Im Rahmen der Tagung „Dermatologische Praxis 2016“ in Frankenthal berichtete Dr. med. Annice Heratizadeh, Hannover, von der Bedeutung langkettiger Omega-3-Festtsäuren bei der Behandlung allergologischer Erkrankungen.
Langkettige mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind essenziell für die menschliche Ernährung, weil sie vom Körper selbst nicht gebildet werden können. Man unterscheidet zwischen Omega-3- und
Omega-6-Fettsäuren: bei den Omega-3-Fettsäuren befindet sich die erste Doppelbindung, gezählt vom Methylgruppenende (Omega), an Position 3, während sie bei den Omega-6-Fettsäuren erst an Position
6 anzutreffen ist. Je mehr Doppelbindungen eine Fettsäure enthält, desto ungesättigter ist sie. Während Omega-6-Fettsäuren zu einem beträchtlichen Anteil in einer typisch westlichen Ernährung
vorkommen, wird die Aufnahme an langkettigen Omega-3-Fettsäuren als deutlich zu gering eingeschätzt.
Bereits in den 90er-Jahren schien eine langkettige ungesättigte Fettsäure der Omega-6-Familie Furore in der Dermatologie zu machen: Die γ-Linolensäure (GLA), die insbesondere in Nachtkerzen- und
Borretschöl vorkommt, wurde sowohl zur Prävention als auch zur Behandlung der atopischen Dermatitis angepriesen. Ihre Wirkung wurde in diversen Studien untersucht. Doch der erwartete Erfolg blieb
aus. Dagegen mehren sich inzwischen die Hinweise, dass langkettige Omega-3-Festtsäuren eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf das Immunsystem haben. Während Omega-6-Fettsäuren über ihre
Metaboliten eine pro-inflammatorische Wirkung im Körper entfalten, wirken Omega-3-Fettsäuren eher regulatorisch und könnten damit der Entwicklung von Allergien entgegensteuern. So zeigt sich,
dass eine gute Versorgung des Körpers mit langkettigen Omega-3-Fettsäuren offenbar einen gewissen Schutz vor allergischen Erkrankungen einschließlich der atopischen Dermatitis bietet. Allerdings
hängt der Schutzeffekt maßgeblich davon ab, zu welchem Anteil ein Einbau der zugeführten Omega-3-Fettsäuren stattfindet. Ob Omega-3-Fettsäuren auch therapeutisches Potenzial besitzen, ist
aufgrund der vorhandenen Datenlage zu vermuten, muss in randomisiert kontrollierten Interventionsstudien aber noch gezeigt werden. IR