47. Wissenschaftliche Tagung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft
Vom 5. bis 7. September 2013 fand in Tübingen die 47. Wissenschaftliche Tagung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft (DMykG) statt. Gabriele Henning-Wrobel berichtet für DERMAforum.
Die zunehmende Interdisziplinarität prägt die Themen der Tagung“, sagte Prof. Dr. med. Martin Schaller, Vorsitzender der DMykG und Tagungsleiter zu Beginn der MYK 2013 in Tübingen, die vom 5. bis 7. September 2013 im Theologicum stattfand. Obwohl unter dermatologischer Leitung, war das Vortragsspektrum breit und bot Spannendes für die rund 200 mykologisch interessierten Teilnehmer, die aus fast allen medizinischen Fachbereichen kamen und aus ganz Deutschland nach Tübingen angereist waren. „In der rund 50-jährigen Geschichte der Medizinischen Mykologie ist mit der Entwicklung der Medizin ein rasanter Prozess in Gang gesetzt worden“, so Prof. Dr. med. Johannes Müller, Emmendingen. Als einer der ältesten Mykologen und Gründungsmitglied der Gesellschaft sieht er hierin bedeutende Pionierarbeit und wies auf die internationalen Verknüpfungen hin, deren Grundsteine in der Vergangenheit gelegt wurden. Heute haben die Mykologen ein globales Netzwerk für wissenschaftliche Kommunikation geknüpft. Damit hat sich auch die DMykG einem dynamischen Prozess gestellt und sich als fachübergreifende Gesellschaft etabliert, die insbesondere für die Nachwuchsförderung einsteht und kontinuierlich Forschung und Fortbildung auch über ihre angegliederten Institutionen „Myk-Stiftung“ und „SCIENTIA-Akademie e.V.“ fördert und betreibt.
Am Anfang steht die Diagnostik
Den Auftakt bildeten deshalb gleich zwei gut besuchte Mikroskopierkurse mit den Schwerpunkten „Schimmelpilze“ unter der Leitung von Dr. rer. nat. Guido Fischer, Stuttgart, und „Häufige Erreger
von Mykosen im Klinikalltag“ mit PD Dr. rer. nat. et. med. habil. Uta-Christina Hipler, Jena, und Prof. Dr. med. Martin Schaller. Seit Jahren bietet die DMykG im Rahmen ihrer Jahrestagungen diese
Kurse an und dies soll grundsätzlich auch so beibehalten werden. Eine Ausnahme bildet die MYK 2014 in Salzburg, wo aus organisatorischen Gründen darauf verzichtet wird. Eine sehr adäquate
Alternative bietet aber ein Pilzseminar, das am 4. und 5. April 2014 in Berlin stattfinden wird. Pilzdiagnostik inkl. Dermatophyten mit Praktika stehen hier an zwei Seminartagen im Mittelpunkt.
Infos
Selten, aber problematisch
Zu den eher seltenen Dermatomykosen gehört die chronische mukokutane Candidose (CMC), die sowohl an den Händen wie auch im Ösophagus auftritt, wie PD Dr. med. Kilian Eyerich, München, erklärte.
Antimykotische Therapiemaßnahmen enden bei der chronisch mukokutanen Candidose häufig in Resistenzen. „Allerdings“, so Eyerich, „sind wir bezüglich der Pathogenese einen großen Schritt nach vorne
gekommen.“ Alle CMC-Patienten wiesen eine gestörte Th17-Immunität auf, was eine Unterdrückung antimikrobieller Peptide in Haut und Schleimhaut zur Folge habe. Diesem Ansatz gilt es nun weiter
nachzugehen.
Pubogenitale Tinea – neue Lifestyle-Erkrankung?
Meist sind es junge Leute, bei denen eine pubogenitale Tinea diagnostiziert wird. Dazu kommt es aber oftmals mit Verzögerung, da die Region weniger beachtet und hinter der Läsion eher eine
bakterielle Infektion vermutet wird, berichtete Frau Prof. Dr. med. univ. Gabriele Ginter-Hanselmayer, Graz. Verursacher sind überwiegend zoophile Dermatophyten wie Trichophyton mentagrophytes,
Trichophyton verrucosum oder Microsporum canis. In ihrer Untersuchung stellte sich die Haarentfer-ungsmethode „Sugaring“ als begünstigend heraus, ebenso Okklusion der Haut, beispielsweise durch
Kleidung. Halter von Haustieren waren häufiger betroffen. Klinische Heilung wurde bei allen Patienten durch eine systemische antimykotische Therapie erreicht. Die Dermatologin sieht diese
Lifestyle-Infektion von zukünftiger Bedeutung für Dermatologen, Allgemeinmediziner und Gynäkologen.
Arthroderma benhamiae – viel häufiger als gedacht
Einen Posterpreis der MYK-Stiftung erhielt Silke Uhrlaß aus dem Labor Möbis für ihre Untersuchung „Trichophyton species von Arthroderma behamiae – ein neuer häufiger zoophiler Pilz in
Deutschland“. Die Daten lieferten ein überraschendes Ergebnis: Der neue und bislang in Deutschland wenig bis gar nicht bekannte Hautpilz oder Dermatophyt Trichophyton species von Arthroderma
benhamiae ist der häufigste zoophile Pilz im mitteldeutschen Raum. Er verursacht bei Kindern oft stark entzündliche Mykosen der Haut und auch eitrige abszedierende „tiefe“ Pilzinfektionen der
behaarten Kopfhaut. Pilze wie Microsporum canis, der sogenannte „Katzenpilz“, kommen vergleichsweise seltener vor. Die Infektionsquelle für Arthroderma benhamiae sind Haustiere, meist
Meerschweinchen, aber auch andere kleine Nagetiere, die zu Hause gehalten werden. Wahrscheinlich ist ein wesentlicher Teil der in Zoohandlungen und auch frei verkauften kleinen Felltiere (Nager)
asymptomatischer Träger dieses Dermatophyten. Von dieser Infektionsquelle ausgehend gelangt der Pilz in die Kinderzimmer, dann auf die Haut und Kopfhaut und verursacht dort eine Tinea corporis
oder Tinea capitis, die in der Regel eine systemische antimykotische Therapie erforderlich macht. Zur spezifischen Diagnostik wird neben der herkömmlichen Pilzkultur im Labor Mölbis eine
Dermatophyten-PCR zum Nachweis von Arthroderma-benhamiae-DNS aus Hautschuppen und Haaren eingesetzt.
Onychomykose – Beharrlichkeit zahlt sich aus
Eine besondere therapeutische Herausforderung ist und bleibt die Onychomykose. Neben Trichophyton rubrum werden mit deutlich zunehmender Tendenz nicht dermatophyte Schimmelpilze als Verursacher
der Onychomykose diagnostiziert. Prof. Dr. med. Pietro Nenoff berichtete über verschiedene therapeutische Ansätze, die meist eine Kombination auf topischen und systemischen Maßnahmen sind, wie
beispielsweise das atraumatische Ablösen des Nagels mittels 40-prozentigem Harnstoff mit paralleler Gabe von oralem Terbinafin bei nachgewiesener Aspergillus- oder Scopulariopsis
brevicaulis-Infektion. In einigen Fällen war der Einsatz von Ciclospirox- oder Amorolfin-haltigem Nagellack zielführend. Ein weiterer therapeutischer Ansatz bei Befall der Fingernägel mit
Fusarium oxysporum sei, so Nenoff, die atraumatische Ablösung des Nagels, gefolgt von topischem Amphotericin B. Die besten therapeutischen Ergebnisse bei Onychomykose und Nagelparonychie
verursacht durch Aspergillus fumigatus zeigte die Gabe von Voriconazol, gefolgt von einer Langzeitkombinationstherapie mit Itraconazol und hochdosiertem Terbinafin.
Als Revolutionierung der Onychomykose-Therapie wurde im Rahmen der MYK 2013 der Einsatz eines PinPointe-Footlasers vorgestellt. Nach ersten Erfahrungen sieht PD Dr. med. Gerald Messer, München,
eine dreistufige Behandlung als sinnvoll an. Zunächst wird der befallene Nagel durch mechanisches Schleifen abgetragen, anschließend folgen zwei bis drei Durchgänge einer Thermolyse des
Pilzmaterials durch infrarotes kohärentes Licht mit einem speziellen mikrogepulsten Nd:Yag-Laser im Abstand von zwei bis drei Monaten. Dazwischen ist die kontinuierliche Rezidivprophylaxe mit
einem topischen Antimykotikum (vorzugsweise Creme) in Nagelkanten und Paronychium erforderlich. Nach rund zwölfmonatiger Behandlung waren die Ergebnisse überzeugend und zeigten gesundes
Nagelwachstum. Auf eine systemische Therapie konnte hierbei verzichtet werden. Allerdings wies Messer darauf hin, dass die Gefahr eines Rezidivs auch bei dieser Therapie nicht auszuschließen ist.
Er rät deshalb dringend zu einer dauerhaften und konsequenten topischen Rezidivprophylaxe.