Chronisch spontane Form der Urtikaria
Prof. Dr. med. Marcus Mauer, Berlin, bewertete auf dem 22. EADV-Kongress in Istanbul Anfang Oktober die Ergebnisse der placebokontrollierten Phase-III-Studie ASTERIA I zum Wirkstoff Omalizumab.
Bei der chronisch spontanen Form der Urtikaria (csU) treten die Symptome über einen längeren Zeitraum spontan immer wieder auf – ein Auslöser lässt sich in vielen Fällen nicht finden. Bei etwa
der Hälfte der csU-Patienten können die Symptome durch den Einsatz von H1-Antihistaminika gelindert werden. Jeder zweite Patient jedoch spricht auf die Standardtherapie nicht ausreichend an. Im
Rahmen eines Pressegesprächs beim 22. Kongress der European Association of Dermatology and Venereology (EADV) Anfang Oktober in Istanbul berichtete Prof. Dr. med. Marcus Maurer, Berlin, über die
Notwendigkeit neuer therapeutischer Optionen für Antihistaminika-refraktäre csU-Patienten und bewertete in diesem Zusammenhang die jetzt erstmals vorgestellten Ergebnisse der
placebokontrollierten Phase-III-Studie ASTERIA I.
„Die krankheitsbedingten Beschwerden bei der chronisch spontanen Urtikaria, insbesondere der intensive Juckreiz, belasten die Patienten sehr“, erklärte Maurer. „Wir beobachten bei den Patienten
zudem häufig Schlafstörungen und psychische Begleiterkrankungen wie Depressionen und Ängste, welche die Lebensqualität der Patienten zusätzlich deutlich verringern können.“ Die Sym-ptome, unter
anderem Juckreiz, Quaddeln und Angioödeme, treten bei der chronisch spontanen Urtikaria über mehr als sechs Wochen plötzlich und intermittierend auf. Die Erkrankung kann über mehrere Jahre
andauern. Als leitliniengerechter Therapiestandard sind Antihistaminika der zweiten Generation festgelegt. „Rund 50 Prozent der Betroffenen erfahren bei einer Behandlung mit der zugelassenen
Dosierung mit Antihistaminika eine Linderung. Das bedeutet jedoch, dass mindestens jeder zweite betroffene Patient unter zugelassener Standardmedikation das Ziel der Symptomkontrolle nicht
erreicht“, so Maurer weiter.
Aktuell neue Ansätze für die Behandlung therapierefraktärer csU-Patienten haben die Zielsetzung einer verbesserten Symptomkontrolle. Besonderes Augenmerk in der Forschung liegt dabei auf der
IgE-vermittelten Histamin-Ausschüttung der Mastzellen, die als Schlüsselzellen in der Auslösung urtikarieller Beschwerden gelten.
„Die Ergebnisse neuester Forschungsarbeiten zeigen, dass spezifisches IgE gegen körpereigene Eiweiße bei Urtikaria eine besondere Rolle spielt. Das ist auch einer der Gründe dafür, dass der
Einsatz eines Anti-IgE-Antikörpers bei der chronischen Urtikaria so effektiv ist“, erläuterte Maurer. Vor diesem Hintergrund wird derzeit der Einsatz von Omalizumab bei chronisch spontaner
Urtikaria intensiv erforscht. Der monoklonale Antikörper ist gegen freies Immunglobulin E (IgE) gerichtet und blockiert die Bindungsstellen für den hochaffinen FcεRI-Rezeptor auf den Mastzellen
sowie basophilen Granulozyten.
Dadurch wird freies IgE gebunden und es kommt zu einer Verminderung der Rezeptorexpression. Aktuell ist Omalizumab noch nicht für die csU-Behandlung zugelassen. Die in Istanbul erstmals
veröffentlichten Daten der ASTERIA-I-Studie belegen, so Maurer, dass mit Omalizumab bei therapierefraktären Patienten überzeugende Ergebnisse erzielt werden können.
Die Ergebnisse bestätigen aus Sicht Maurers das gute Wirksamkeits- und Verträglichkeitsprofil von Omalizumab, das in den Phase-III-Studien ASTERIA II und GLACIAL bereits dokumentiert werden
konnte.