Hautforschung
Ergebnisse einer neuen Studie könnten erstmals einen echten Durchbruch in der Behandlung der seltenen Haut- und Organerkrankung darstellen.
Patienten mit der seltenen Erkrankung Mastozytose leiden unter vielen schweren Symptomen wie Anaphylaxie, Hautveränderungen, Gewichtsverlust und Blutarmut. Ursache dieser Beschwerden ist die
pathologische Vermehrung von Mastzellen, die durch eine aktivierende Mutation des Gens KIT bedingt ist.
In einer bisher weltweit größten Studie an mehr als 100 Patienten mit schweren Verlaufsformen der Mastozytose konnte jetzt erstmals eine internationale Gruppe von Ärzten und Wissenschaftlern die
Wirksamkeit eines neuen zielgerichteten Medikaments zeigen. Der Tyrosinkinaseinhibitor Midostaurin (PKC412), der selektiv KIT-aktivierte Zellen hemmt, führte bei 60 Prozent der Patienten zu einer
deutlichen Besserung. Es kam sowohl zu einer Rückbildung der Organveränderungen als auch zu einem Rückgang der Mastzellinfiltrate. Das mittlere Überleben war mit 28,7 Monaten deutlich länger als
sonst zu erwarten. Ebenfalls zeigte sich ein klar verlängertes progressionsfreies Überleben. Als Nebenwirkungen des Medikaments traten vor allem Übelkeit und Blutbildveränderungen auf. Unter den
Teilnehmern der Ende Juni im renommierten New England Journal of Medicine vorgestellten Studie ist Prof. Dr. med. Karin Hartmann, die die Konzeption und Auswertung der Studie auch intensiv
beratend begleitet hat. Hartmann ist seit 2015 Professorin für Immundermatologie an der Universität zu Lübeck und leitende Oberärztin der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie des
Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, vormals Oberärztin der Universität zu Köln. Sie betreut seit vielen Jahren eine der international größten Gruppen von Patienten mit
Mastozytose im Rahmen einer spezialisierten Sprechstunde. Hartmann und ihr Team konnten bereits neue Biomarker der Mastozytose identifizieren und eine neue Klassifikation der kutanen Mastozytose
entwickeln. Sie hat zudem das Kompetenznetzwerk Mastozytose e. V. gegründet, ist Board Member des European Competence Network on Mastocytosis (ECNM) und Mitglied des Exzellenzclusters
Entzündungsforschung. „Die Ergebnisse dieser Studie könnten erstmals einen echten Durchbruch in der Therapie der Mastozytose darstellen“, erläutert Hartmann. „Als nächste Schritte gilt es jetzt,
weitere Studien durchzuführen mit Patienten, die an leichteren Mastozytoseformen leiden, und Kombinationsstudien, bei denen Midostaurin mit anderen Inhibitoren kombiniert wird. Als Dermatologin
interessiert mich auch besonders, ob die Hautveränderungen und Mediatorsymptome unter Midostaurin zurückgehen.“ Die an der jetzt veröffentlichten Studie beteiligten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler stammen außerdem von den Universitäten, Klinik- und Forschungseinrichtungen in Stanford, Albuquerque, Boston, Columbus, Philadelphia und New York (USA), Paris (Frankreich), Basel
(Schweiz), Wien (Österreich), Groningen (Niederlande), München und Mannheim.
Referenz:
Efficacy and Safety of Midostaurin in Advanced Systemic Mastocytosis. Jason Gotlib, Hanneke C. Kluin-Nelemans, Tracy I. George, Cem Akin, Karl Sotlar, Olivier
Hermine, Farrukh T. Awan, Elizabeth Hexner, Michael J. Mauro, David W. Sternberg, Matthieu Villeneuve, Alice Huntsman Labed, Eric J. Stanek, Karin Hartmann, Hans-Peter Horny, Peter Valent and
Andreas Reiter. New England Journal of Medicine 2016