Forschung Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. Baki Akgül, Institut für Virologie der Uniklinik Köln, und Dr. med. Christoph Coch, Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie des Universitätsklinikums Bonn, erhalten eine Gesamtförderung von 400.000 Euro von der Deutschen Krebshilfe.
Das gemeinsame Ziel der beiden Forscher: eine Impfstrategie gegen onkogene Papillomviren der Haut zu entwickeln.
Humane Papillomviren (HPV) verursachen nicht nur Gebärmutterhalskrebs und Karzinome des Kopf-Hals-Bereiches, sondern auch bösartige Hauttumoren. Papillomviren der sogenannten „beta-HPV“-Gruppe
sind in der Allgemeinbevölkerung sehr weit verbreitet und besiedeln die menschliche Haut schon in den ersten Wochen nach der Geburt. Im Normalfall werden beta-HPVs durch das Immunsystem
erfolgreich in Schach gehalten, sodass sich die Viren kaum vermehren können und zu keiner Erkrankung führen.
Als Nebenwirkung eine gesteigerte Virusvermehrung in der Haut
Bei Patienten, die ein Organ transplantiert bekommen haben, ist dies jedoch anders. Sie erhalten zum Schutz des neuen Organs Medikamente, welche das Immunsystem hemmen, damit das Organ nicht
abgestoßen wird. Als Nebenwirkung kommt es zu einer gesteigerten Virusvermehrung in der Haut, wodurch viele Warzen und Hautkrebsvorstufen entstehen. Als Folge erkranken diese Patienten sehr viel
häufiger am weißen Hautkrebs als die gesunde Allgemeinbevölkerung.
„Mit dieser Förderung werden wir in den nächsten Jahren wertvolle Erkenntnisse zur Anwendung von spezifischen Immunmodulatoren als zukünftige Impfstrategie in der Hautkrebs-Prophylaxe erhalten.“
Den Zusammenhang, dass beta-HPVs zu Hautkrebs führen können, veröffentlichte die Arbeitsgruppe von Akgül bereits in ihren Arbeiten. Aber anders als bei den
HPV-Typen, welche die Schleimhaut des Gebärmutterhalses befallen, steht bei den beta-HPVs leider keine standardisierte Impfung als Vorsorge gegen Hautkrebs zur Verfügung. Dafür gibt es zu viele
unterschiedliche Subtypen dieser Viren, gegen die man eine Impfung entwickeln müsste.
Prof. Dr. med. Baki Akgül, Institut für Virologie der Uniklinik Köln (l.) (Foto: Uni Köln) und Dr. rer. nat. Christoph Coch, Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie des Universitätsklinikums Bonn. (Foto: privat)
Neuer Ansatz zur gezielten Immunaktivierung gegen beta-HPV
Um hier Abhilfe zu schaffen, wollen nun Akgül, Leiter der Arbeitsgruppe Virale Hautkarzinogenese am Institut für Virologie der Uniklinik Köln, und Coch vom Institut für Klinische Chemie und
Klinische Pharmakologie des Universitätsklinikums Bonn mit Unterstützung der Deutschen Krebshilfe einen neuen Ansatz zur gezielten Immunaktivierung gegen beta-HPV entwickeln. Die Idee der
Forscher beruht darauf, dass das Immunsystem spezielle Rezeptoren besitzt – sogenannte „Pattern Recognition Receptors“ (PRR) –, die in der Lage sind, bestimmte Bestandteile von Viren zu entdecken
und in der Folge das Immunsystem zu aktivieren. Allerdings können Viren die Erkennung durch diese Rezeptoren unterdrücken und sich so der Immunantwort entziehen. Mittlerweile können diese
Rezeptoren aber durch nachgestellte Virusbestandteile therapeutisch aktiviert werden. Dabei interessieren sich Akgül und Coch insbesondere für die Rezeptoren, die durch virale Nukleinsäuren –
also DNA und RNA – aktiviert werden.
Trotz der vielfältigen und individuellen beta-HPV-Subtypen soll also durch Aktivierung der Immunrezeptoren, die das Virus normalerweise unterdrücken kann, eine Selbstvakzinierung gegen beta-HPVs
bei den Patienten erreicht werden, die zur Reduktion der Virusmengen in der Haut führen soll. „In einem Pilotversuch konnten wir, passend zu unserer Hypothese, durch Aktivierung von den PRR einen
Schutz von Mäusen, die HPV-Onkoproteine in der Haut exprimieren, vor Hauttumorbildung erreichen“, sagt Dr. Coch.
Reduktion der beta-HPV-Belastung in der Haut
Dieser Ansatz soll nun an HPV infizierten Zellen und Hauttumor-Modellen im Labor weiter untersucht werden. „Mit dieser Förderung werden wir in den nächsten Jahren wertvolle Erkenntnisse zur
Anwendung von spezifischen Immunmodulatoren als zukünftige Impfstrategie in der Hautkrebs-Prophylaxe erhalten“, erklärt Akgül. Die Forscher hoffen, damit eine Reduktion der beta-HPV-Belastung in
der Haut zu erreichen, gegen die auf herkömmlichem Weg die Entwicklung eines Impfstoffs nicht möglich ist. Akgül: „Unser großes Ziel ist, dadurch zukünftig die Häufigkeit von
beta-HPV-assoziierten Hautkarzinomen bei Hochrisikopatienten zu senken.“
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Christoph Wanko
Referent Unternehmenskommunikation Uniklinik Köln
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