Interdisziplinäre Fortbildung

Tattoo-Kunst trifft Medizin

Am 25.01.2014 haben sich in Bochum deutsche Tattoo-Experten mit Medizinern getroffen. Eingeladen hatten die Universitätshautklinik Bochum mit Fortbildungsleiter Dr. med. Klaus Hoffmann sowie führende deutsche Tätowier-Verbände.

Foto: Archiv
Dr. med. Klaus Hoffmann

Die Idee war, die Tätowier Künstler mit den Medizinern zusammenzubringen. Von beiden Seiten gab es zuvor nicht ganz unerhebliche Informationsdefizite über die Arbeitsweisen und die Möglichkeiten der jeweils anderen Seite.
Die Psychologen Prof. Dr. med. Erich Kasten, Travemünde, und Dr. phil. Armin Bader berichteten über Körpergefühl auch die Frage, warum sich Menschen tätowieren. Dabei wurde herausgearbeitet, dass insbesondere bei jungen Menschen heute Körperschmuck bei bis zu einem Drittel der Bevölkerung bereits vorhanden ist und mehr als die Hälfte der Bevölkerung diesen für völlig normal halten.
Besondere Highlights waren die Vorträge derjenigen, die aus der Tattoo-Szene selbst kamen. Wer wusste vorher schon, dass es Muslimen im Grunde genommen verboten ist, sich tätowieren zu lassen?
Im Gegensatz zu Deutschland gibt es mittlerweile in Frankreich eine Tattoo-Verordnung mit einer Positiv-Liste, das heißt, mit Angaben von Stoffen, die verwendet werden dürfen – im Gegensatz zu der Situation in Deutschland, wo es nur eine Verbotsliste zu den Inhaltsstoffen gibt. Damit ist Frankreich sehr viel genauer. Es fiel in der Diskussion auf, dass gerade die deutschen Tätowier-Verbände sehr oft auf Qualität fixiert sind. Dies treibt die Richtlinien voran und Qualitätsstandards werden gefordert. Sehr kritisch gesehen wurde von den Teilnehmern, dass bei Tattoo-Entfernung ohne Laser es durch den Einsatz von Milchsäure ganz offensichtlich bei einer Vielzahl von Patienten, die in den Tattoo-Studios gesehen werden, zu ganz erheblichen Verätzungen und Narbenbildungen kommt. Dies hat auch bereits den Gesetzgeber auf den Plan gerufen, Warnhinweise hierzu herauszugeben.
Bezüglich der Entfernung von Tätowierungen selber hatte die Firma Cynosure mit dem PicoSure Laser, einen Laser, der in der Picosekunden-Technologie arbeitet, neue Maßstäbe gesetzt. Durch die extreme Kürze von 750 Picosekunden wird keinerlei Verbrennung mehr erzeugt. Das Pigment wird in der Tiefe zerrissen und später durch das Lymphsystem abgebaut. Basis dieses photomechanischen Effektes ist, dass theoretisch alle Farben zu behandeln sind. Zum Beispiel ist dies heute bei grünen Tätowierunge sehr gut machbar, eine Farbe, die früher nur sehr schwer zu behandeln war. Rot ist mit dem 755 Nanometer Laser ungefähr so zu behandeln wie früher mit den Standardsystemen. Im Laufe des Jahres soll Cynosure von der Firma Cutera Konkurrenz bekommen. Die Firma Cutera bereitet den Launch eines Picosekundenlasers mit den Wellenlängen 532 und 1064 vor. Allerdings sind noch keine Prototypen in Europa, sodass abgewartet werden muss, wann tatsächlich ein Marktstart erfolgt. Das Wissen um all die oben genannten Geräte und Techniken, die von Herrn Gansel aus Essen und von Dr. med. Matthias Bonczkowitz aus Frankfurt gelehrt werden, bringt deutliche Fortschritte bei der Behandlung von Pigmentveränderungen. Dadurch, dass das Pigment nicht mehr zerkocht, sondern zersprengt wird, kann man mit sehr niedrigen Energien auch Melasma oder ähnliches behandeln. Dies allerdings ist repetitiv, das heißt, die Patienten müssen gegebenenfalls alle vier Wochen wieder zur Therapie kommen. Das Thema bleibt spannend.
Im letzten Jahr wurde daher eine europäische Fachgesellschaft zur Thematik gegründet. Die weiteren Aktivitäten werden in der nachfolgenden Konferenz koordiniert.  ve