Epidemiologische Untersuchung
Während eines stationären Krankenhausaufenthalts werden zur Vorbeugung vor Blutgerinnseln häufig „Bauchspritzen“ mit Heparin angewendet. Eine neue interdisziplinäre Studie zeigt, dass unter Heparin-Gabe bei fast jeder fünften schwangeren Patientin Hautveränderungen auftraten.
Insgesamt wurden 111 Patientinnen in die Studie eingeschlossen. Bei 22 wurden Heparin-induzierte Hautveränderungen festgestellt. In allen Fällen war eine verzögerte Kontakt-allergie die Ursache
der Heparin-induzierten Hautveränderungen. Interessanterweise zeigte sich ein deutlicher Unterschied hinsichtlich der Häufigkeit der allergischen Reaktionen in Abhängigkeit des
Heparin-Präparates. Die Studie dokumentiert, dass die Heparin-Gabe besonders bei Schwangeren in einem hohen Anteil zu allergischen Reaktionen führt. Darüber hinaus scheint die Wahl des Präparates
einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung allergischer Reaktionen zu haben.
Heparine blockieren die Blutgerinnung und verhindern so effektiv das Auftreten von Thrombosen. Darüber hinaus werden sie auch zur Therapie bei wiederholten ungewollten Aborten und bei schwangeren
Patientinnen mit Gerinnungsdefekten eingesetzt. Die verschiedenen Heparin-Präparate unterscheiden sich hinsichtlich ihrer genauen Wirkstoffzusammensetzung. Eine mögliche Nebenwirkung der
Heparin-Therapie ist das Auftreten von Hautveränderungen, die als Rötungen an den Einstichstellen entstehen können. Häufigste Ursache dieser Heparin-induzierten Hautveränderungen ist eine
verzögerte allergische Reaktion (wie zum Beispiel bei Nickel). In seltenen Fällen kann auch eine potenziell lebensbedrohliche Heparin-induzierte Thrombozytopenie die Ursache für Hautveränderungen
unter Heparin-Therapie darstellen. Daher sind Kenntnisse zur Häufigkeit und zu den Ursachen Heparin-induzierter Hautveränderungen wichtig, um diese beim Auftreten richtig behandeln zu
können.
Die Ergebnisse der neuen Studie tragen zu einer differenzierten und individuellen Auswahl des Heparin-Präparates bei der Behandlung des einzelnen Patienten bei. Die erhobenen allergologischen
Erkenntnisse ergeben wichtige Aspekte für die Auswahl des jeweils geeigneten Heparin-Präparates. Allerdings müssen bei der Notwendigkeit einer gerinnungshemmenden Therapie mit Heparinen auf jeden
Fall weitere Eigenschaften der Heparine, zum Beispiel entzündungshemmende und anti-metastatische Aktivitäten, mit in die individuelle Therapieentscheidung einbezogen werden.
Die von einem internationalen Forscherteam aus Internisten, Gynäkologen, Gerinnungsspezialisten und Hautärzten durchgeführte epidemiologische Untersuchung erschien im Juni 2013 im renommierten
„Journal of Allergy and Clinical Immunology“. Von der Universität zu Lübeck und dem Universitätsklinikum
Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, sind Prof. Dr. med. Ralf Ludwig und Dr. med. Andreas Recke aus der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie beteiligt. Die Lübecker Anteile der
Studie stehen im Rahmen des Exzellenzclusters zur Entzündungsforschung „Inflammation at Interfaces“. Erstautor ist Dr. med. Marc Schindewolf, Frankfurt am Main. Die weiteren Autoren sind aus
Dessau und aus Genf. idw/ve