Pflege bei Hautirrtationen

Wie pflegen bei Rosacea?

Dr. med. Tatjana Pavicic, München, wird in Frankenthal die Behandlung empfindlicher Haut mit leichter Rötung bis zur schweren Rosazea erläutern.

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Dr. med. Tatjana Pavicic: „Um der erhöhten Intoleranz bei überempfindlicher zu Rötungen oder zu Rosazea neigenden Haut entgegenzuwirken, werden oft patentierte Wirkstoffe eingesetzt, die gezielt und direkt am Ursprung der Irritation wirken.“

Obwohl immer mehr kosmetische Produkte für Anwender mit empfindlicher Haut angeboten werden, wird in der Regel nicht detailliert unterschieden, welcher Natur die Empfindlichkeit ist. Dabei umfasst der Begriff „empfindliche Haut“ eine Vielzahl von verschiedenen, zum Teil objektiven, zum Teil subjektiven Ausprägungen der hautbezogenen Empfindlichkeit, etwa überdurchschnittliche Neigung zu allergischen Reaktionen, aber auch eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Körperreinigungsprodukten, einigen Textilien oder Umwelteinflüssen.

Die typischen Merkmale einer empfindlichen Haut sind: eine gestörte Schutzbarriere, überempfindliche Sinnesrezeptoren in der Epidermis und gerötete Haut, die häufig durch Entzündungen entsteht. Die Haut reagiert schnell bei Reizen, die bei normaler Haut unproblematisch sind.

Bei einigen Betroffenen sind keine sichtbaren Reaktionen der Haut zu beobachten, wie bei den so genannten Stingern, die über ein Kribbeln und Stechen in der Haut wenige Minuten nach Anwendung von Kosmetika klagen. Bei anderen geht das Hautbild mit Rötungen einher, besonders auf den Wangen, in der T-Zone, auf der Stirn und am Kinn. Im schlimmsten Fall steckt hinter der Rötung, spontaner Hautröte und Entzündung eine chronische Hauterkrankung, Rosazea, deren Symptome bei Vorhandensein von Auslösern anfallweise auftreten.

Zusätzlich zu der bei überempfindlicher Haut beschriebenen Rötung mit Symptomen wie Spannungsgefühl, Stechen, Brennen und andere Empfindungen weist die Haut bei einer Rosazea kleine erweiterte Äderchen auf. Die Rötung entsteht infolge der erweiterten Blutgefäße: Die Haut verliert an Elastizität und erweitert sich zwar, wenn das Blut durch die Haut strömt, zieht sich dann aber nicht wieder zusammen, wie es bei normaler Haut der Fall wäre.


Abgrenzung zur Akne sehr wichtig


Während im Anfangsstadium einer Rosazea diese Gefäßreiser und Rötungen noch vorübergehend sein können, werden sie mit dem weiteren Krankheitsverlauf ohne eine entsprechende Behandlung dauerhaft. Mit dem Fortschreiten der entzündlichen Aktivität treten Papeln und Pusteln auf. Hierbei ist die Abgrenzung zu einer Akne sehr wichtig!Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kann es auch zu einer Beteiligung der Augen kommen, die sich in trockenen Augen oder auch einer Entzündung äußern kann.

Kosmetische Mittel, die Therapie begleitend oder während der erscheinungsfreien Intervalle bei Rosazea oder als alleinige Behandlung bei zur Rötungen neigenden Haut angewendet werden, müssen den aktuellen Hautzustand und die Bedürfnisse der empfindlichen, zu Irritationen neigenden Haut berücksichtigen. Sie sollten die geschwächte Hautschutzbarriere reparieren sowie dem übermäßig starken Empfinden von Reizungen und der Neigung zu Rötungen entgegenwirken. Die ausgewählten Produkte sollten mild und lipidarm sein, einen schwach sauren pH-Wert aufweisen, dem verstärkten Wasserverlust über die Haut entgegenwirken und möglichst keine Duft- und Konservierungsstoffe enthalten sowie nur eine begrenzte Anzahl an ausgewählten Inhaltsstoffen enthalten. Lipidbetonte Formulierungen, insbesondere auf Basis von Mineralölen, können auf Grund eines Wärmestaus das Hautbild verschlechtern und sollten gemieden werden.


Pflegepräparate für empfindliche Haut auswählen


Diese Anforderungen erfüllen in der Regel die speziell für Rosazea-Patienten entwickelten dermokosmetischen Kosmetikserien, die oft auch eine kaschierende Komponente wie grüne Pigmente beinhalten. Des Weiteren können Pflegepräparate für empfindliche Haut ausgewählt werden, sofern sie die genannten Anforderungen erfüllen.

Zur Hautreinigung bei Rosazea eignen
 sich schwach saure Waschlotionen oder Reinigungsemulsionen mit hautfreundlichen waschaktiven Substanzen, die mit lauwarmem Wasser abgespült werden. Klassische Seifen sind dagegen nicht geeignet.
Ebenso sollten starke physikalische Reize wie zu hohe oder zu niedrige Wassertemperaturen oder starkes Reiben des Gesichts beim Abtrocknen vermieden werden, da sie die Rötung verstärken.

Große Aufmerksamkeit muss auf eventuell enthaltene Wirkstoffe gerichtet werden. Durchblutungsfördernde oder „zellstimulierende“ Wirkstoffe, aetherische Öle wie Menthol oder auch Präparate mit Wirkstoffen gegen „unreine“ Haut (Cave: Verwechslung mit einer Akne papulopustulosa) können nicht empfohlen werden.

Stattdessen sollten hautberuhigende, entzündungshemmende oder gefäßstabilisierende Wirkstoffe gewählt werden. Oft handelt es sich um pflanzliche Extrakte mit anti-oxidativen Eigenschaften sowie Stoffe, die das Feuchtigkeitsvermögen der Haut erhöhen.

Licochalcone A ist ein natürliches Antioxidans, welches aus den Wurzeln der chinesische Süßholzpflanze gewonnen wird, zusätzlich anti-irritative Eigenschaften aufweist, dadurch die Haut effektiv vor freien Radikalen schützt sowie die gereizte Haut beruhigt und Rötungen sichtbar mindert.

Weitere anti-oxidative Pflanzenextrakte, die in Dermokosmetika zur Pflege bei zu Rötungen neigenden bzw. von Rosaze betroffenen Haut eingesetzt werden, sind z.B. Ambophénol und Ruscus, welche die Gefäßwände stärken und dadurch die Zahl sichtbarer Äderchen sowie die Hautrötungen mindern. Vitamin B3 wirkt durch seinen anti-oxidativen Effekt irritationsmildernd. Panthenol (Dexpanthenol) erhöht das Feuchthaltevermögen der Haut und hat somit pflegende Eigenschaften und verbessert die Elastizität der Haut. Zudem hat Dexpanthenol auch juckreizlindernde, entzündungshemmende und wundheilungsfördernde Eigenschaften. Oft wird auch Thermalwasser mit seinem hautberuhigenden Eigenschaften eingesetzt, um der von Rötungen betroffenen Haut sofortige Erleichterung zu verschaffen.

Um der erhöhten Intoleranz bei überempfindlicher zu Rötungen oder zu Rosazea neigenden Haut entgegenzuwirken, werden oft patentierte Wirkstoffe eingesetzt, die gezielt und direkt am Ursprung der Irritation wirken. Hierzu zählen z.B. SymSitive® oder Parcerine® oder Neurosensin.


Konsequenter Sonnenschutz


Da die UV-Strahlen zu einem starken Irritationsfaktor zählen, ist ein konsequenter Sonnenschutz bei Individuen mit zur Rötungen neigender Haut oder Rosazea sehr wichtig. Daher ist es auch sinnvoll, dass in der Tagespflege noch ein Lichtschutzfaktor enthalten ist. Bei stärkerer Sonnenexposition sollte dennoch ein zusätzlicher Lichtschutz mit einem höheren Lichtschutzfaktor aufgetragen werden.