Standard-Codes für Fillerbehandlungen

Fillerwissen fließt zusammen

Wie, was und wo spritzen? Dr. med. Klaus Hoffmann, Bochum, berichtet über die Entstehung und Weiterentwicklung von ärztlichen Codes zur Unterspritzung mit Fillersubstanzen.

Seit einigen Jahren versucht einer der bekanntesten Trainer für Filleranwendungen, Dr. Mauricio de Maio, plastischer Chirurg aus Brasilien, die Verwendung von Fillern in irgendeiner Weise zu standardisieren und zu codieren. Das Problem in Schulungen und vielem anderen war und ist, dass in aller Regel nicht gut nachvollzogen werden kann, in welcher Weise (Wie-Was-Wo) gespritzt wird.


Keine Kochanleitung für jedermann


Die Codierung erfolgte zunächst in englischer Sprache und sollte ausschließlich zur Hilfe der Kommunikation unter Ärzten dienen. Deswegen werden sie auch MD-Codes genannt. Keineswegs sind sie dazu gedacht, eine Kochanleitung für jedermann darzustellen, wie man am besten spritzt. Im Lauf der letzten Jahre ist in mehreren Konferenzen das Wissen vieler erfahrener Injektoren in diesen neuen Code mit eingeflossen. Das erste, was de Maio entwickelt hatte, war das mittlerweile berühmt gewordene „8-Point-Lift“. Mit diesem war es möglich, das Gesicht durch das Unterspritzen gerade in der Jochbeinregion nasolabial und Kinnkante deutlich anzuheben und damit zu verjüngen. Von einigen wurde dieses Vorgehen dann auch missverständlicherweise Liquid-Lifting genannt, was aber eigentlich etwas anderes meint. Sicher ist, dass es die Wende bei der Unterspritzung war. Gern vergessen wird aber auch: In der Bochumer Arbeitsgruppe entstanden die ersten Arbeiten (Bechara/Hoffmann) zum Voluma, damals aber noch für Corneal- und bei HIV-Patienten, aber durchaus mit gleichem Ansatz.
Ein Code besteht dabei aus einer Reihe von Punkten in jeweils einem Gesichtsbereich. An diesem ist die Unterspritzung mit Hyaluron besonders effektiv: Der Filler wird dort gezielt und in genau der Menge injiziert, die für ein möglichst harmonisch wirkendes Ergebnis sinnvoll ist. Die grundsätzlich basierende Idee, die hinter der Codierung für die Filler steht, ist, dass man die Gesichtsbereiche in Unterbereiche aufteilen kann. So gibt es vier Unterbereiche: Stirn, Schläfe, Jochbein (Cheek), Jaw-Line, Tränenrinne usw.

 

 

Ein Code besteht dabei aus einer Reihe von Punkten in jeweils einem Gesichtsbereich. An diesem ist die Unterspritzung mit Hyaluron besonders effektiv: Der Filler wird dort gezielt und in genau der Menge injiziert, die für ein möglichst harmonisch wirkendes Ergebnis sinnvoll sind.






Foto: Dr. di Maio, MD-Codes©

Gegenseitige Beeinflussung der Gesichtsbereiche


Diese Bereiche beeinflussen einander in unterschiedlicher Weise. Gerade weil dem so ist, ist es wichtig, dass man beim Spritzen sich der gegenseitigen Beeinflussung bewusst ist und genau dokumentiert, wie und wo man was gespritzt hat. Der MD-Code sieht dafür vor, dass die unterschiedlichen Gesichtsbereiche mit einem Kürzel versehen werden (CK = Cheek, t = temple etc. pp.), zusätzlich noch mit einer Zahl, da die Gesichtsbereiche noch einmal in Untereinheiten eingeteilt werden, mit einem Kürzel für rechts oder links, der Menge der Substanz, die gespritzt wurde, als auch der Art und Tiefe, wie injiziert wurde. Mittels dieser Codierung wird es in Zukunft möglich sein, dass auch herstellerübergreifend und auch von verschiedenen Referenten besser miteinander kommuniziert werden kann. Angetrieben wurde die Codierung von der Firma Allergan, dies aber in gewissermaßen uneigennütziger Art und Weise, da es einen erheblichen Fortschritt in der Weiterentwicklung der Injektionstechniken in der Ärzteschaft geben wird.
Natürlich empfehlen die Codes, so wie sie jetzt zurzeit verteilt werden, auch bestimmte Produkte, da diese eben in ihrer gegenseitigen Beeinflussung bei der Codierung in den oben genannten Konsensgesprächen über Jahre ausgetestet wurden. Das gab es auch schon einmal beim Botox, da gab es die ersten Standardpapiere und Leitlinien schlicht, weil das Unternehmen sich gekümmert hat. Ähnlich ist es nun bei den MD-Codes: Die Basiskommunikation ist übertragbar – ein wichtiger Unterschied, der keine Kritik zulässt. Wir diskutieren dabei dann auch das Produkt in Bezug auf Menge, Injektionstechnik und Kanülenart, was natürlich eine gewisse Produktspezifität voraussetzt. Wir sichern damit aber auch einen Mindeststandard in der Fillerbehandlung. Zurzeit sind die Codes für die Produkte der Firma Allergan und der Vycross-Technologie validiert, dies  für die Produkte Volbella, Voluma und Volift. Diese unterscheiden sich von herkömmlichen Fillern auch derselben Firma dadurch, dass sie eine andere Kombination von kurzen und langkettigen Hyaluronmolekülen haben als die Vorgängergenerationen, die auch zusätzlich besonders effektiv quervernetzt wurden.

 

 

Diese Grafik veranschaulicht, wie die Reihe der gesetzten Punkte das Unterspritzen erleichtert.










Grafik:: Dr. di Maio, MD-Codes©

Filler sollen sich gleichmäßiger im Gewebe verteilen


Dadurch sollen die Filler sich gleichmäßiger im Gewebe verteilen, langlebiger sein als auch weniger Nebenwirkungen verursachen. Natürlich stimmt es hier nicht, dass keinerlei Nebenwirkungen mehr auftreten. Alleine die Injektion selber, etwa in eine Lippe hinein, kann schon eine (traumatische) Schwellung auslösen.
Die Codierungen selber geben auch Hinweise auf Areale, die besonders gefährlich sind, z. B. weil dort Nervenaustrittspunkte sind und/oder aber Gefäßverläufe zu beachten sind. Damit wird sicherlich denjenigen, die noch nicht ganz so lange mit Fillern arbeiten, ein guter Hinweis gegeben. Aber auch für die Erfahrenen ist es eine gute Erinnerung, immer demütig zu bleiben.


Mindeststandard in der Fillerbehandlung


Für die fortgeschrittenen, erfahrenen Anwender derartiger Präparate ist es aber zum ersten Mal möglich, auch neue Ideen suffizienter zu diskutieren. Nicht nur im Rahmen von Studien, sondern auch in der täglichen Arbeit kann damit eine gewisse Standardisierung und damit eine Qualitätssicherung betrieben werden, die bislang nicht bestand.

Viele haben zwar anhand von Bildern auf denen Injektionsorte dokumentiert wurden, neben der handschriftlichen oder computerisierten Dokumentation Aufzeichnungen vorgenommen, diese können und waren jedoch nie so genau, wie es nunmehr mit den ärztlichen MD-Codes möglich sein wird. Noch sind die Codes nicht über den Buchhandel erhältlich, derzeit sind sie nur über das Unternehmen in Frankfurt und/oder aber in Workshops verfügbar.

Arzt- / MD-Codes

  • Fillerbehandlung
  • MD-Code „codiert“: die relevanten Bereiche für ein möglichst harmonisches und natürlich wirkendes Ergebnis
  • Konkrete Anleitung für Menge, Injektionstechnik, Kanülenart und -ort
  • Gibt Hinweise auf  Warnbereiche
  • Aus dem 8-Punkt-Lift de Maio weiterentwickelt
  • Wurde mit und für Filler der Juvederm Vycross-Reihe entwickelt