„Face-Stirn-Lift“ – Verschiedene Techniken im Brennpunkt

Richtig beraten, Fehler vermeiden!

Viele Patientinnen und Patienten stellen sich mit der falschen Vorstellung in der Sprechstunde vor, dass eine Verjüngung ihrer Augenpartie allein durch eine Oberlidoperation erreicht werden könnte. Warum ist das nicht der richtige Weg? Darüber berichtet Dr. med. Christian Schrank, Herrsching am Ammersee, auf der Cosmedica 2013 in Bochum.

Foto: privat
Dr. med. Christian Schrank

Der erste Fehler entsteht bereits bei der Diagnostik/Analyse: Die Ursache für einen müden, traurig-resignierten Ausdruck der Augen, welcher sich mit zunehmenden Jahren immer weiter verstärkt, liegt meist nicht an einer „echten“ Blepharochalasis am Auge selbst bzw. am Oberlid, sondern ist durch das Absacken der Stirn-Brauen-Schläfen-Region entstanden, welche ebenso wie das restliche Gesicht und der Hals am natürlichen Alterungsprozess teilnimmt. Das Auge wirkt dadurch kleiner, runder und müder. Die abgesackte Augenbraue lässt fälschlicherweise den Eindruck entstehen, es befände sich zu viel Haut im Oberlidbereich. Eine alleinige Oberlidblepharoplastie, wie sie vielfach durchgeführt wird, berücksichtigt nicht den verminderten Abstand der abgesunkenen Augenbraue zur Tarsalfalte bzw. Ziliarrand, weshalb durch eine alleinige Hautexzision am Oberlid der Abstand eher noch verringert würde und die Ausgangssituation nicht verbessert und das erwünschte Ergebnis nicht erreicht werden kann.


Wie wäre die optimale Vorgehensweise?


Die Hebung der Augenbrauenpartie an ihre ursprüngliche Position und die Wiederherstellung der natürlichen Bogenform ist die Lösung dieser Problematik. Das subkutane Stirnlift (das bedeutet, dass in der Schicht zwischen Haut und Muskulatur das Gewebe abgelöst wird) ermöglicht dies in aller Variationsbreite und beseitigt einen Großteil des Pseudo-Hautüberschusses am Oberlid. Zusätzlich gelingt dabei die Beseitigung der Faltenbildung an der Stirn und Nasenwurzel, da die Muskelinsertionen vor allem des M. frontalis und der Brauenstellmuskulatur gelöst und unter klarer anatomischer Exposition und Übersichtlichkeit auch teilreseziert werden können. Das Ergebnis ist eine frische und dynamische Augen- und Stirnpartie.
Ein gesamtes Lifting der Stirn- und Schläfenpartie schreckt viele Patienten und auch Operateure ab, da es im Vergleich zu einer Oberlidoperation einen größeren, invasiveren Eingriff in der Region des Gesichts darstellt.
Ein subkutanes Stirn-Brauen-Schläfen-Lift ist zwar der – zugegebenermaßen – größere Eingriff, aber in diesen Fällen auch der einzig sinnvolle. Denn mit der Augen- und Brauenpartie drücken wir Gefühle wie Zorn, Freude, Müdigkeit, Überraschung, etc. aus. Eine oft empfohlene Oberlidplastik führt in 75 Prozent aller Fälle nicht zum gewünschten Ergebnis! Das Ziel einer Operation ist schließlich die Umsetzung eines Schönheitssinnes, der auch zu einer Harmonie des Gesichtes zurückführen sollte. Hier bedeutet das: die Rekonstruktion eines frischen Augenausdrucks mit feminin-erotischer bzw. männlich-dynamischer Ausstrahlung. Zu den Vorteilen eines Stirn-Brauen-Schläfen-Liftes gehört auch die Möglichkeit, die Stirnhöhe, also den Haaransatz zu verändern. Eine zu hohe, gewölbte Stirn (receding hairline, „Geheimratsecken“) oder auch zu niedrige Stirn kann korrigiert werden.
Zornesfalten, Krähenfüße und Querfalten können so problemlos beseitigt werden. Sowohl die Sensibilität als auch die natürliche Mimik der Stirn und Augenbrauen bleiben erhalten.

 

Ist die Augenbrauenptosis nur ein Problem älterer Patienten?


Nein, gelegentlich gibt es das „müde“, „zornige“ und „verhärmte“ äußere Erscheinungsbild inklusive seitlich abgesunkener Brauenpartie und klein wirkender Augen auch bei Patienten in jungen Jahren.
Davon abgegrenzt werden muss die echte Blepharochalasis, die mit überschüssiger Lidhaut und erschlaffter und meist einem Prolaps der einzelnen Fettkompartimente einhergeht. Hier muss der Chirurg im Rahmen einer Oberlidstraffung das Augengewölbe wiederherstellen, indem er maßvoll überschüssige Haut und im gegebenen Fall die Orbikularis-Okkuli-Muskulatur teilreseziert und die Lidumschlagsfalte verstreichenden Fettelemente korrigiert.
Die Alterungsprozesse betreffen meist das gesamte Gesicht. Im Rahmen der Rhytidosis faciei sackt die Wangenpartie ab und erschlafft, die Nasolabialfalten werden tiefer. Es bilden sich „Hamsterbacken“, „Doppelkinn“ oder auch „Marionettenfalten“. Das heißt, zur Wiederherstellung einer natürlichen und harmonischen Frische und Dynamik kann abgestuft entweder das von uns entwickelte „upper face lift“ (Modifikation des Face-Neck-Lifts mit SMAS) angewendet werden. Ist die Halsregion auch betroffen, ist ein superextended Face-Neck-Lift mit SMAS (= Dynamisierung und Hebung der Muskel-Bindegewebsplatte) erforderlich.


Wie können häufige Behandlungsfehler vermieden werden?


Nur bei genauer Analyse des Patienten durch den behandelnden Arzt, der unbedingt einen ausgeprägten Schönheitssinn und Blick für Proportionen und Harmonie des Gesichtes besitzen muss, kann ein verantwortungsvolles und zielorientiertes Behandlungskonzept mit dem Patienten erstellt werden, das dessen individuellen Bedürfnissen entspricht.

Bei diesem Patienten steht die „echte“ Blepharochalasis im Vordergrund, weshalb die Indikation für eine klassische Oberlidblepharoplastie (-straffung) vorliegt. Durch die Resektion des Hautüberschusses und des teils retrobulbär hernierten Fettgewebes wird die Tarsalfalte wieder sichtbar und der frische Augenausdruck wiederhergestellt.

Jüngere Patientin, die trotz zweifacher auswärtiger Oberlidblepharoplastie über einen müden Augenausdruck klagte und eine deutliche Brauenptose aufweist. Zudem schwindet die Frische und Dynamik der Wangenregion. Mittels „upper face lift“ (Kombination von Stirn-Brauen-Schläfen-Lift und Facelift mit SMAS-Hebung erfolgte die Korrektur und das Erreichen eines frischen, strahlenden und attraktiven Augen- und Gesichtsausdrucks, 4 Wochen nach dem Eingriff.

präop: 72-jähriger Patient mit stark abgesackter Schläfen-, Stirn- und Brauenpartie mit resultierendem Hängen der Oberlider und girlandenartigem Überhängen der seitlichen Brauen- und Lidpartie. Erschlafftes Muskelbindegewebe (SMAS) und Hautüberschuss der Wangen-/Halspartie mit resultierenden ausgeprägten Hamsterbacken, tiefen Nasolabialfalten und erschlafften Muskelbändern unterhalb des Kinns. Hochgradige Hauterschlaffung und Hohlwangen.
postop: Superextended Face-Neck-Lift mit Anheben der Muskelbindegewebsplatte (SMAS) und seiner Doppelung zur Wangenauffüllung, Muskelstraffung am Hals und Lösen der Platysmabänder, Stirn-Brauen-Lift über horizontale Stirnfalte (subkutan), Schläfenlift mit Haaransatzlinienschnitt und zusätzlicher Blepharoplastie der Oberlider.