Labioplastik
Dr. med. Michaela Montanari, Bochum, wird während der Cosmedica 2013 über ihre Erfahrungen und Gedanken zur Labioplastik berichten.
Der operative Eingriff zur Verkleinerung der inneren Schamlippen, der sowohl aus medizinischer als auch aus ästhetischer Indikation durchgeführt wird, entwickelt sich für immer mehr Frauen zum
Thema. Trotz dieses Anstiegs und der zunehmenden Popularität der Intimchirurgie in der Bevölkerung sind empirische Daten bisher sehr übersichtlich und bedürfen in der Zukunft sicherlich einer
Überarbeitung. Die Thematik unterliegt sicherlich, auch im Hinblick auf das nicht zu vernachlässigende Schamgefühl der Betroffenen, einer besonderen Herausforderung.
Bei einer Hypertrophie der kleinen Schamlippen überragen diese die großen Schamlippen und können somit zu ästhetischen oder funktionellen Störungen führen. Dazu zählen im Wesentlichen mechanische
Irritationen, die nicht selten zu Entzündungen, Schwellungen oder auch Schmerzen führen können.
Eine Vergrößerung der kleinen Labien kann durch individuelle Veranlagung oder im Laufe der Jahre durch stattgehabte Schwangerschaften oder Gewebeerschlaffung erfolgen.
Für die Definition der Hypertrophie kleiner Schamlippen gibt es bisher keine einheitlichen Kriterien. Bereits Ethnologen des 19. Jahrhunderts haben Frauen des Stammes der Khoi-Khoi im südlichen
Afrika mit ungewöhnlich vergrößerten inneren Schamlippen beschrieben, die den Begriff der „Hottentottenschürze“ prägten. Allerdings ist die Objektivität dieser Quellen fraglich, da viele Studien
dieser Zeit rassistisch geprägt sind. Übertragbar auf die heutige Zeit ist sicherlich, dass eine Variation der gesellschaftlichen Schönheitsvorstellungen bezüglich der Ausgeprägtheit der
Schamlippen zwischen den Kulturkreisen existiert. So führte auch die mittlerweile modern gewordene komplette Rasur der Schambehaarung zu einem anderen Bewusstsein im Intimbereich. Merkmale – wie
eine Länge der kleinen Labien größer als vier Zentimeter oder die Größe der kleinen Schamlippen in Relation zu den äußeren Schamlippen – scheinen zielführender zu sein.
Bereits 1971 hat der Genitalforscher Robert L. Dickinson Vermessungen der kleinen Schamlippen an 2.981 Frauen vorgenommen. Der größte Anteil lag bei einer Labienlänge zwischen 0 und 2 cm. Eine
kleinere empirische Erhebung von Jillian Lloyd et al. an 50 Frauen im Alter von 18 bis 50 Jahren stellte eine innere Schamlippenlänge zwischen 0,7 und 5 cm (Mittelwert: 2,18 cm) fest. 2009 wurde
darauf hingewiesen, dass die Genitalmaße der Frau großen Schwankungen unterliegen und individuell sehr variabel sind.
Zur Klärung, welche Frauen sich vorzugsweise einer Labioplastik unterziehen, wurde die eigene Datenlage zunächst auf Basis von vier Monaten aufgearbeitet und mittlerweile auf zwölf Monate, von
September 2012 bis August 2013, vervollständigt.
In diesem Zeitraum wurden 78 Patientinnen in Lokalanästhesie oder Intubationsnarkose operiert. Der Altersdurchschnitt lag bei 34 Jahren (16 bis 61 Jahre).
Es zeigte sich, dass 51 Frauen ledig und 57 Frauen zum Operationszeitpunkt kinderlos waren. 61 Frauen aus der untersuchten Gruppe waren berufstätig.
Der operative Eingriff wurde regelhaft in Steinschnittlage bei einer Operationsdauer zwischen 35 und 60 Minuten durchgeführt.
Zusammenfassend kann aus der Datenlage die Schlussfolgerung gezogen werden, dass hinsichtlich Alter und Berufsausübung eher von einer reiflichen Überlegung und Verständnis für den operativen
Eingriff ausgegangen werden kann. Ästhetik erscheint dominanter zu sein als die medizinische Notwendigkeit, wobei die Übergänge fließend sind.