7. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Botulinumtoxin-Therapie (DGBT)

Kompakt und äußerst lehrreich

Die diesjährige Tagung der DGBT am 26. und 27. Februar in Frankfurt fand in einem Jubiläumsjahr statt: 2016 wird die Fachgesellschaft 10 Jahre alt! Ein Tagungsbericht:

Von Dermatologen und plastischen Chirurgen 2006 mit der Idee gegründet, ästhetische Injektionen wie das Spritzen von Botulinum seriös und wissenschaftlich zu lehren und durchzuführen, zählt die DGBT inzwischen mehr als 1.000 Mitglieder. Weit mehr als 1.000 Ärzte wurden in den weltweit einmaligen Kursen nach einem standardisierten Curriculum in der Therapie mit Botulinum und Fillern ausgebildet.
Bei der diesjährigen Tagung, die am Freitag, 26. Februar sowie Samstag, 27. Februar 2016 im Westin Grand in Frankfurt am Main stattfand, wurden zwei neue Schwerpunkte gesetzt: So interessierten auch in diesem Jahr Klinik und praktische Demonstrationen und der damit verbundene Erfahrungsaustausch. Um allen Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, von spannenden Live-Behandlungen zu lernen, wurde der komplette Samstag Live-Vorführungen im Plenum sowie Workshops in kleinen Gruppen gewidmet. Einen großen Themenschwerpunkt bildete u. a. die Anatomie und ihr Bezug zur Klinik; hier wächst unser Wissen kontinuierlich.
Doch zunächst war der Freitagnachmittag mit Plenumsvorträgen gefüllt. Spannend war der Einstieg von Prof. Dr. med. Uwe Wollina, Dresden. In seinem Vortrag „Neue Hypothesen zu Fillern“ gab er erste Hinweise darauf, dass Hyaluronsäurefiller eventuell durch Stimulation des Wachstums von Geweben wie weißem Fettgewebe oder möglicherweise Knochen lang anhaltende Effekte und Verbesserungen erzielen können. Seine Ergebnisse ergänzten die Beobachtungen, die Dr. med. Boris Sommer, Frankfurt, bei den Langzeitverläufen seiner Patienten machte: Hier zeigte der zurückhaltende Einsatz minimalinvasiver Techniken einen über Jahre dokumentierbaren kontinuierlichen Verjüngungseffekt.

       Dr. med Boris Sommer und Dr. med. Alexandra Ogilvie

Das Behandlungskonzept der „Facial Codes“, das vor allem Einsteigern einen systematischeren Zugang zum Einsatz von Fillern ermöglichen soll, stellte Dr. med. Marion Runnebaum, Jena, vor.
Nach wie vor stellt die Behandlung der periokulären Region eine große therapeutische Herausforderung dar. Dr. med. Matthias Imhoff, Bad Soden, zeigte, wie diese suborbital durch Mikro-Injektionstechnik von Botulinum gemeistert werden kann. Dr. med. Wolfgang Philipp-Dormston, Köln, ergänzte dies in seinem großen Übersichtsvortrag zur periokulären Rejuvenation durch Aspekte zur Fillerbehandlung in diesem Bereich.Temple Injection: ja oder nein? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Generell ist es eine lohnende Region, sofern man sehr vorsichtig vorgeht und die richtige Injektionstechnik wählt, wie Runnebaum in ihrem Referat darstellte.


Abkehr vom Dogma der Verschlankung


Sehr interessant war der Beitrag von Dr. med. Thomas Zimmermann, Heusenstamm, der vom Dogma der bisher empfohlenen generellen „Verschlankung“ des unteren Gesichtsdrittels abrät und sein Konzept der „quadratischen Herzform“ vorstellte.
In seinem in Englisch vorgetragenen Gastvortrag gab Prof. Andy Pikett einen umfassenden Überblick über aktuelle Entwicklungen beim Medikament Botulinum und dessen Einsatzmöglichkeiten.
Ein sehr wichtiger Aspekt beim Einsatz von Fillern ist der Umgang mit Nebenwirkungen. Das zeigte sich in den beiden Vorträgen von Dr. med. Tanja Fischer, Potsdam, und Dr. med. Wolfgang Philipp-Dormston, Köln. Während Fischer ihr gemeldete Fälle von Nebenwirkungen anhand von Kasuistiken verdeutlichte und auch auf die Gefahr einer protrahierten Gefäßkompression hinwies, stellte Philipp-Dormston eine im letzten Jahr gestartete Initiative der DGBT zur Entwicklung rationaler Behandlungsempfehlungen vor. Hier wird demnächst eine Publikation folgen, die von den Mitgliedern sehr begrüßt wird, wie die Reaktion des Publikums zeigte.


Keine allein seligmachende Methode zur Hautstraffung


Hautstraffung ist ein häufiger Wunsch der Patienten. Die allein seligmachende Methode gibt es hier allerdings nicht. Eine Reihe von sich durchaus auch ergänzenden Verfahren wurde in der Session zu diesem Thema vorgestellt.
Dr. med. Alexandra Ogilvie, München, demonstrierte das Konzept des „Skinboostern“ durch den flächigen Einsatz niedrig vernetzter Hyaluronsäure.
Dosierte Mikrotraumatisierung mit anschließender Stimulation der Heilvorgänge ist das Prinzip sowohl des auf Ultraschall-Energie basierenden Verfahrens der Ultherapie, die von Dr. med. Dorothee Bergfeld, Frankfurt, vorgestellt wurde, als auch anderer auf physikalsicher Energie basierter Maßnahmen. So können auch Radiofrequenz und Laserverfahren bei der Hautstraffung mit guten Erfolgen eingesetzt werden, wie Dr. med. Klaus Fritz, Landau, und Dr. med. Klaus Hoffmann, Bochum, in ihren Beiträgen zeigten.
Eine ausdrückliche Warnung vor dem Einsatz von Billigfillern und Re-Importen sprach die Justitiarin der Gesellschaft, Dr. jur. Gwendolyn Gemke, München, aus. Im Falle von Komplikationen genügt schon der „Ruch“ einer unsachgemäßen Handhabung, um den Behandler in Schwierigkeiten zu bringen.
Dass ästhetische Behandlungen durchaus den ärztlichen Anspruch an ein ethisches Vorgehen zum Wohle des Patienten erfüllen können, legte Dr. med. Keywan Taghetchian, München, in seinem Vortrag dar.

Der Gewinner des Wissenschaftspreises bei der Preisverleihung v. l. Dr. med. Boris Sommer, Dr. med. Alexandra Ogilvie, Prof. Sebastian Cotofana (Foto: DGBT)
Der Gewinner des Wissenschaftspreises bei der Preisverleihung v. l. Dr. med. Boris Sommer, Dr. med. Alexandra Ogilvie, Prof. Sebastian Cotofana (Foto: DGBT)

 

Erstmals Wissenschaftspreis verliehen


Als Novum wurde im Anschluss an die Plenumsvorträge erstmalig der Wissenschaftspreis der DGBT für eine Arbeit zu neuen Ansätzen und Beobachtungen aus wissenschaftlicher bzw. klinischer Sicht zum Thema Behandlung mit Botulinum und Fillern vergeben.
Der Preis ging an Prof. Sebastian Cotofana, Roseau, Commonwealth of Dominica für seine Arbeit: „Defining the Resistance of Bone in the Temporal Region – Implications for Augmentation Procedures in the Temple“.
Die Arbeit zeigte, dass es im Bereich des Os temporale umschriebene Areale gibt, die dem Widerstand einer Injektionsnadel nachgeben können. Dies sollte bei der Injektionsbehandlung in diesem Areal zur Vermeidung von Komplikationen unbedingt beachtet werden, so sein Fazit. Cotofana leitete mit seinem Gastvortrag zu anatomisch wichtigen Aspekten bei Gesichtsbehandlungen dann auch am Samstagmorgen den zweiten Tag ein. So wurden in den letzten Jahren die bei der ästhetischen Behandlung zu beachtenden Strukturen wie Fettkompartimente, Haltebänder, vor allem aber auch No-Go-Areas anatomisch präzisiert, die inzwischen bei der Behandlungsplanung mit einfließen. In drei großen Live-Demo-Blöcken wurden im Anschluss die wichtigsten Indikationen für Filler und Botulinum von DGBT-Referenten im Plenum demonstriert, darüber gemeinsam diskutiert sowie die relevante Anatomie besprochen.
In Block I lag der Schwerpunkt auf der Behandlung der Kinnlinie sowie auf der Volumengabe. Dr. med. Said Hilton, Düsseldorf, und Dr. med. Dominik von Lukowicz, München, demonstrierten unter Moderation von Ogilvie sowohl die Nadel- als auch die Kanülentechnik.
In Block II konnte von Dr. med. Daniela Greiner, Oberursel, sowie Dr. med. Gerhard Sattler, Darmstadt, gezeigt werden, dass auch die schwierigen Regionen Schläfe und Auge bei vorsichtigem Vorgehen gut zu meistern sind. Es bewährt sich hier ein Step-by-Step-Vorgehen, also Behandlung in kleinen Schritten und mehrzeitig. Moderiert wurde dieser Block von Philipp-Dormston.
Großes Interesse fand auch die Behandlung der Perioralregion sowie der Hände, die Dr. med. Tatjana Pavicic, München, und Dr. med. Welf Prager, Hamburg, im letzten der Live-Demo-Blöcke zeigten.
Dass dieses Format von den Zuschauern hervorragend angenommen wurde, bestätigte die nachfolgende TED-Befragung der Teilnehmer: 99 % stimmten für eine Beibehaltung der Live-Demonstrationen und Workshops für die nächste Tagung, die im Jahr 2018 stattfinden wird.
Weitere Ergebnisse der TED-Befragung verdeutlichten, dass 38 % der Teilnehmer mehr als 100 Botulinumbehandlungen im Jahr durchführen. Sie gelten somit als erfahrene Anwender. Im Vergleich zur Befragung in 2014 sind die Verteilungsraten hinsichtlich der Behandlungsareale kaum verändert: Am häufigsten werden die zugelassenen Indikationen Glabella (96 %) und Krähenfüße (97 %) behandelt. Die Behandlungshäufigkeit der Regionen Infraorbital und Perioral hat sich nicht merklich verändert. Bei den Indikationen im unteren Gesichtsdrittel wird am häufigsten das Pflastersteinkinn (M. Mentalis) behandelt. Die meisten Teilnehmer kombinieren die Botulinumbehandlung regelmäßig mit Fillern (52 %). 93 % der Teilnehmer haben das Empfinden, dass sich die Einstellung der Patienten gegenüber ästhetischen Verfahren in den letzten Jahren positiv verändert hat.
Abgeschlossen wurde das Programm durch einen Workshop-Block am Samstagnachmittag. Hier konnten die Teilnehmer zwei Workshops auswählen und Aspekte zu den im Plenum vorgestellten Verfahren vertiefen. Ergänzend wurden Tools zu Laseranwendungen und Praxismanagement angeboten.
Alles in allem gab die große Mehrheit der Teilnehmer an, durch die Beteiligung an der Tagung neue Anregungen  für die tägliche Praxis erhalten zu haben: So bestätigen 64 %, dass sie von dem bei der Tagung neu Erlernten in ihrer Praxis profitieren werden.ak

Die nächste Tagung der DGBT findet im Jahr 2018 statt.