Jahreskongress der DGG und der DGGG

Die Haut als Indikator der extrinsischen Alterung

Kann die Haut als Indikator für Alterungsprozesse in anderen, schlechter zugänglichen Organen dienen? Dieser Frage ging Prof. Dr. med. Fritz Boege, Düsseldorf, Ende September beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) in Halle an der Saale nach.

Foto: privat
Prof. Dr. med. Fritz Boege: „Wer keine schöne Haut hat, der hat auch viele andere Altersblessuren.“

Die Haut lässt Rückschlüsse auf den Zustand der inneren Organe zu“, ist Prof. Dr. med. Fritz Boege von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf überzeugt. Seine neuesten Erkenntnisse stellte er Ende September in seiner Keynote-Lecture „Die Haut als Indikator der extrinsischen Alterung“ vor und erläuterte Chancen und Fallstricke des Indikators Haut.

 

Altern geschieht unterschiedlich schnell

 

Krähenfüße um die Augen, hervortretenden Adern an der Hand, erste Falten am Hals – die Haut zeigt relativ deutlich, wie alt ein Mensch ist. Allerdings: So unvermeidlich das Altern ist, so unterschiedlich schnell verläuft es.

„Wir können intuitiv sagen, ob sich jemand gut gehalten hat oder überdurchschnittlich alt wirkt“, sagt Boege. „Anhand seiner Haut können wir einem Menschen seine Lebenshaltung deutlich ansehen. Die Frage ist aber, ob sich dieses intuitive Wissen auf den molekularen Bereich ausweiten lässt.“

 

Rückschlüsse auf den Zustand innerer Organe?

 

Dem Direktor des Zentralinstituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik zufolge wird die menschliche Alterung im Wesentlichen von zwei Größen bestimmt: durch die genetische Disposition und durch externe Einflüsse wie Ernährung, Lebensführung und Umweltbedingungen. Das Zusammenspiel dieser Faktoren entscheidet, wie schnell Prozesse ablaufen – also wie lange Organe, Nerven- und Herzkreislaufsystem gesund bleiben. Besonders deutlich wird dies am Zustand der Haut. „Vereinfacht gesagt: Wer keine schöne Haut hat, der hat auch viele andere Altersblessuren.“

Von besonderem Interesse sind für Boege die Fibroblasten, aus denen die Lederhaut zu einem großen Teil besteht. Da sich diese Zellen selten teilen, wird an ihnen der Effekt alterungsrelevanter Einflüsse besonders deutlich – mit spannenden Konsequenzen für die Forschung. „Fibroblasten können möglicherweise als Indikatoren für Alterungsvorgänge in anderen, schlechter zugänglichen Organen dienen“, so Boege.

 

Weitere Studien notwendig

 

Einen Haken gibt es jedoch: Bislang setzen die Wissenschaftler überwiegend auf Modellstudien in Gewebekultur. „Wir brauchen aber lebendige Zellen, um valide Ergebnisse zu erhalten“, sagt Boege. „Zurzeit ist es in etwa so, als ob man mithilfe des Abwassers herausfinden wollte, was in einem Haus geschieht.“ Auch dürfe man nicht vernachlässigen, dass die Haut Extremfaktoren wie der UV-Strahlung ausgesetzt ist – was auf innere Organe nicht zutrifft. Fritz Boege warnt daher: „Es ist ein attraktives Konzept, Fibroblasten als Indikatorsystem für extrinsische Alterungsvorgänge heranzuziehen. Aber es fehlen noch Studien zur Absicherung dieses Ansatzes. Der Weg ist noch weit!“