Neue Konzepte durchdacht

Allergieprävention Allergien verhindern, bevor sie entstehen – das wäre besser als jede Therapie! Tatsächlich beschäftigt man sich in der Forschung bereits mit Konzepten der Allergieprävention.

Prof. Dr. med. Eckard Hamelmann, Bielefeld, erläutert derzeitige Überlegungen.

Prof. med. Eckard Hamelmann (Foto: privat)
Prof. med. Eckard Hamelmann (Foto: privat)

„Je besser man die Ursachen versteht, die zu einer frühen Entgleisung des Immunsystems führen, desto aussichtsreicher die Chancen für die Primärprävention“, betont Prof. Dr. med. Eckard Hamelmann, Chefarzt im Kinderzentrum des Evangelischen Klinikums Bethel in Bielefeld und 1. Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI).
Zurzeit stehen drei Konzepte zur Allergieprävention im Fokus der Forschung. Ein Konzept der Allergieprävention besteht darin, insbesondere bei Kindern mit Allergierisiko möglichst früh eine spezifische Allergentoleranz zu erzeugen. Eine englische Studie hat gezeigt: Bringt man ein al­lergiegefährdetes Kind sehr früh in Kontakt mit potenziellen Allergenen – in diesem Fall war das die Erdnuss – hat das Immunsystem die Möglichkeit, diese als harmlos einzustufen und zu tolerieren, statt eine allergische Immunreaktion auszulösen. Das sollte im Idealfall dazu führen, dass es gar nicht erst zu Sensibilisierungen kommt. In der Wissenschaft geht man sogar noch einen Schritt weiter.„Die frühste Form der primären Prävention für ein allergiegefährdetes Kind wäre eine al­lergenspezifische Immuntherapie (AIT) in der Schwangerschaft“, berichtet ­Hamelmann, „allerdings wird auch daran noch geforscht“. Auch für Kinder, die ein Risiko tragen, Neurodermitis zu entwickeln, sucht man nach Möglichkeiten der Prävention, zum Beispiel durch eine frühe und regelmäßige Pflege der Haut.

 

„Die frühste Form der primären Prävention für ein allergiegefährdetes Kind wäre eine allergenspezifische Immuntherapie (AIT) in der Schwangerschaft.“


„Die Neurodermitis geht allermeist mit einem Barrieredefekt der Haut einher, daher könnten durch das frühe und regelmäßige Cremen die Auswirkungen dieses Defektes reduziert werden“, erläutert Hamelmann. Möglicherweise lassen sich so frühe allergische Sensibilisierungen durch die Haut als „Start des atopischen Marsches“ bis hin zum Asthma wirksam vermindern. Dieses Konzept wird allerdings kontrovers diskutiert. „Eine jüngst veröffentlichte Studie aus England (Barrier Enhancement for Eczema Prevention, BEEP) konnte die Ergebnisse aus früheren Studien nicht bestätigen, dass das frühe Cremen die Entwicklung einer Neurodermitis verhindern kann“, erklärt Hamelmann.
Ein weiteres Konzept der Allergieprävention fußt ebenfalls auf der Stärkung einer Barriere, aber hier geht es um den Magen-Darm-Trakt. „Genau wie Neurodermitiker eine Barrierestörung der Haut haben, besteht bei Nahrungsmittelallergikern eine Immunstörung und möglicherweise auch eine Barrierestörung an der Schleimhaut von Magen und Darm“, so Hamelmann.
Die Idee ist nun, die Magen-Darm-Barriere durch den Einsatz von Prä-, Pro- und Synbiotika zu einem sehr frühen Zeitpunkt zu stärken und das Immunsystem zur Entwicklung von Toleranz gegen harmlose Nahrungsmittelproteine anzuregen. So soll die Allergiebereitschaft und damit die Voraussetzung für klinische Allergiebeschwerden deutlich gesenkt werden.                                                                      |  ve

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Evangelisches Klinikums Bethel in Bielefeld
1. Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für

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