26. Deutscher Hautkrebskongress der ADO 22. bis 24. September 2016 in Dresden
Nach den bahnbrechenden Neuerungen der letzten Jahre in der Therapie des fortgeschrittenen Melanoms, des Basalzellkarzinoms sowie in der Behandlung aktinischer Keratosen wurden jetzt beim 26. Deutschen Hautkrebskongress der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO) in Dresden vielversprechende aktuelle Erkenntnisse und Forschungsergebnisse in der Dermato-Onkologie vorgestellt. Ein Interview:
Von internationalen Experten wurden Fortschritte in Prävention, Diagnostik und verschiedenen Bereichen der Hautkrebstherapien diskutiert und interdisziplinär weiterentwickelt. Prof. Dr. med. Friedegund Meier, Klinik und Poliklinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Dresden, die die Tagung vom 22. bis 24. September 2016 wissenschaftlich geleitet hat, gab DERMAforum ein Interview zu Schwerpunkten und Highlights des hochkarätigen Kongresses.
Welche besonderen Schwerpunkte und Impulse gab es beim diesjährigen Hautkrebskongress der ADO?
Prof. Dr. med. Friedegund Meier: Der diesjährige Deutsche Hautkrebskongress war neben dem Melanom der Haut den bösartigen Erkrankungen gewidmet, für die ein hoher medizinischer Bedarf besteht wie Melanomhirnmetastasen, Schleimhautmelanom, Aderhautmelanom, Merkelzellkarzinom, Plattenepithelkarzinom, Lymphome, seltene maligne Hauttumoren. Darüber hinaus wurden hochkarätige Wissenschaftler zu Vorträgen eingeladen mit dem Ziel, translationale Krebsforschung mit Patientenversorgung zu verbinden. Das Forum Hautkrebs für Patienten wurde interdisziplinär mit viel Engagement gestaltet. Im Mittelpunkt stand die Frage: Was kann ich über die Tumortherapie hinaus für mich tun … aus der Sicht der Psychoonkologie, der Komplementärmedizin, durch körperliche Aktivität und gesunde Ernährung?
Das Melanom ist seit Jahren ein zentrales Thema, auch vor wenigen Monaten beim weltweit größten Krebskongress ASCO in Chicago. Welche aktuellen Studiendaten wurden in Dresden vorgestellt,
z. B. zu den innovativen Immuntherapien?
Meier: In den Sitzungen und Satellitensymposien wurden die relevanten Phase-3-Studien mit BRAF-/MEK-Inhibitoren (z. B. COMBI-d) bzw. Immun-Checkpoint-Inhibitoren (z. B. Checkmate 067) vorgestellt und interpretiert. Darüber hinaus wurden innovative Therapiestrategien (z. B. onkolytische Immuntherapie) bzw. Kombinationsstrategien (z. B. BRAF-/MEK-Inhibitoren plus Immun-Checkpoint-Inhibitoren), die in aktuellen Studien untersucht werden, diskutiert. Die Kombinations-Strategie zielgerichtete Therapie plus Immuntherapie war Thema des Plenarvortrags von Herrn Prof. James Larkin aus London.
Nach den großen Erfolgen in der Systemtherapie und mutationsbasierten zielgerichteten Therapien von Melanom und anderen Hauttumoren waren weitere Erkenntnisse zu den neuen Behandlungsmethoden
ein wichtiger Tagungsschwerpunkt. Welche Fortschritte zur Entwicklung gab es, auch schon mit Blick auf die Zulassung neuer derma-onkologischer Medikamente?
Meier: Seit dem Sommer 2015 sind sechs neue Therapiestrategien für Patienten mit metastasiertem Melanom zugelassen worden: die PD-1-Antikörper Pembrolizumab und Nivolumab, die BRAF-/MEK-Inhibitor-Kombinationen Dabrafenib plus Trametinib und Vemurafenib plus Cobimetinib, die Immun-Checkpoint-Inhibitor-Kombination Nivolumab plus Ipilimumab und die onkolytische Immuntherapie mit Talimogen laherparepvec (T-VEC). Somit stehen Patienten mit metastasiertem Melanom mehrere wirksame systemische Therapieoptionen zur Verfügung mit signifikanter Verbesserung der Prognose. Die erfolgreiche Durchführung der medikamentösen Tumortherapie erfordert allerdings ein adäquates kompetentes Nebenwirkungsmanagement, auf das in der Sitzung „Nebenwirkungen medikamentöser Tumortherapien“ intensiv eingegangen wurde. Die Wahl der Therapeutika, ihre Sequenz und Kombination unterliegt zahlreichen Variablen, die in aktuellen Studien evaluiert werden. Dieses relevante Thema wurde wiederholt in den Sitzungen und Satellitensymposien diskutiert.
Es waren viele hochkarätige Wissenschaftler beim Deutschen Hautkrebskongress. Welche aktuellen Vorträge sind besonders hervorzuheben?
Meier: Das sind vor allem die Vorträge der eingeladenen Keynote Sprecher „Combining targeted therapy with immunotherapy“ (Prof. James Larkin / London), „Melanoma brain metastases – insights into the molecular biology and therapeutic perspectives“ (Prof. Michael Davies / Houston) und „Aktuelle Entwicklungen und Perspektiven in der Radioonkologie“ (Prof. Esther Troost / Dresden) sowie die Sitzung „Immuntherapie-Resistenz“ mit drei hochkarätigen Rednern (Prof. Martin Bornhäuser / Dresden, Prof. Alexander Enk / Heidelberg und Prof. Stephan Grabbe / Mainz). Diese Experten haben brennende klinische Fragestellungen aus klinischer und wissenschaftlicher Perspektive beleuchtet.
Das Interview führte Kerstin Aldenhoff